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    Das Grauen schön verpackt

    Der Film dokumentiert die Terrorherrschaft des IS in Mali. Anhand von wenigen Beispielen wird die grausame Willkür dieser menschenverachtenden Herrschaftsform deutlich. Abderrahmane Sissako, der auch das Drehbuch schrieb, hat die furchtbare Realität eingefangen und in eine Steigerung der Grausamkeiten gekleidet.
    Wenn die Fischverkäuferin gezwungen wird, im Geschäft Handschuhe zutragen, weil es die Dschihardisten so vorschreiben, ist das nur irrsinnig und unpraktisch. Das Verbot Fußball zu spielen unterläuft die Dorfjugend, indem sie es ohne Ball pantomimisch umsetzt. Für das Hören von Musik gibt es 40 Peitschenhiebe. Während der qualvollen Ausführung singt die Frau weiter. Wegen Ehebruchs sehen wir eine Steinigung. Das schildert Sissako fast mit dokumentarischer Distanz, aber mit beeindruckenden Bildern aus der Wüste und den Lehmbauten von Timbuktu. Nur der Imam der Stadt rechnet mit den intellektuell etwas schlichten Fanatikern ab. Daneben hat Sissako auch noch ironische Seitenhiebe auf die ‘Wilden‘ niedergehen lassen.
    Der Hauptplot beschreibt aber die Familie von Kidane (Ibrahim Ahmed), der mit Ehefrau Satima (Toulou Kiki) und der achtjährigen Tochter Toya (Layla Walet Mohamed) außerhalb der Stadt in einem Zelt lebt. Wegen einer getöteten Kuh, die GPS heißt, tötet Kidane im Streit den Täter und wird zum Tode verurteilt. Wir erleben die Scharia von der kapitalistischen Seite. Kidane, der etwa 15 Kühe besitzt, soll 40 Kühe Blutgeld zahlen oder die Vergebung der Familie erlangen. Beides ist unmöglich. Die Verhandlung von Kidane verläuft äußerst eindrucksvoll. Mit leiser Stimme fragt er den Vorsitzenden, ob er auch Kinder habe. Seine Toya hat jetzt keinen Schutz mehr. Sie nicht mehr zu sehen, schmerzt ihn am meisten. Er selbst legt sein Schicksal in Allahs Hand und findet sich mit dem Tod ab. Das Ende kommt schnell und schmerzlos, fast undramatisch nüchtern, beeindruckt aber dennoch. Satima kommt, ein Tumult, eine MG Salve, zwei Tote. Das geht erschreckend schnell und schmerzlos. Unglaublich aber leider wahr.
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    29.10.2016
    09:10 Uhr