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    Nur Licht, kein Schatten

    Mike Leigh hat eine Biopic gemacht, die irgendwie aus dem Rahmen fällt. Es geht ihm dabei weniger um den Maler William Turner, es geht ihm mehr um den Menschen. Dazu hat er wieder einige seiner Lieblingsschauspieler in kleineren Rollen eingesetzt. Neben Lesley Manville kommt Ruth Sheen als keifende Ex des Meisters zum Einsatz. Alle überragt aber der großartige Timothy Spall, der Turner nicht nur auffallend ähnlich sieht, sondern auch in Mimik und Habitus dessen innerstes Wesen sichtbar macht. Er ist einfach Mr Turner! Und auf Augenhöhe neben ihm steht Dorothy Atkinson, seine alte Haushälterin, die ihn still verehrt und auch seine sexuellen Übergriffe lautlos erträgt. Ihr gehört mit Recht die letzte Einstellung: ein kleiner Buckel, leicht hinkend und von der Krätze gezeichnet. Wenn uns Mr Turner beeindruckt, die Atkinson berührt uns, ähnlich wie Marion Bailey als Turners zweite Frau. Ihr fällt vergleichsweise der Part von Heines Schuhverkäuferin zu. Sie pflegt und ummuttert ihn bis zu seinem Tode, wobei sei nur versteht, dass er ein großer Maler sein muss und ihm mit der ganzen Wärme einer reifen Frau begegnet. Mike Leigh hat die zweite Lebenshälfte Turners in kaleidoskopähnliche Szenen hintereinander gesetzt. Da sind manche im Zusammenhang nicht gleich verständlich, andere haben Längen, wie die Fachsimpelei unter Kollegen, wieder andere werden abgebrochen, wie die Bootsfahrt zu einem Dampfer in der Abendsonne. Hier muss man die hervorragende Kameraarbeit von Dick Pope erwähnen, der reihenweise Landschaften, fahrende Dampfloks, Meeresstrände etc. so eingefangen hat, dass sie übergangslos in ein Turnerbild passen. Der Film ist ein Erlebnis.
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    28.11.2014
    11:04 Uhr