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76.2% Bewertung
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    Der Schneestecher

    Eine Comic Verfilmung, die jede Menge pralle Action bietet, aber auch Raum bietet für menschliche Momente. Hinzu kommt ein intellektuelles Konstrukt, das an Orwells 1984 erinnert. Reduziert auf einen Zug – denn die übrige Welt ist in Eis und Schnee erstarrt - werden die Überlebenden in Klassen eingeteilt und durch die Welt gekarrt. Die Zugspitze beherbergt den Führer Wilford (Ed Harris), es folgt die erste Klasse mit allen Annehmlichkeiten der High Society und am Ende des Zuges vegetieren die Massen in Armut und Elend. Es kommt zur Revolte der Underdogs unter Curtis (Chris Evans) und dem alten Gilliam (John Hurt). Mit von der Partie ist noch in der Spitze Edgar (Jamie Bell). Der ‘tanzt‘ hier nur nicht sehr lange. Die Aufständischen kämpfen sich unter erheblichen Opfern bis an die Zugspitze vor. Es kommt zu überraschenden Erschießungen. In einem Schulwagon werden die Kids auf die Verehrung des großen Wilford gedrillt. Ministerin Mason (großartig Tilda Swinton mit Glasbrille vom Boden einer Colaflasche und eingesetztem Fressbrett) tut alles erdenkliche, um die offizielle Ideologie zu verkaufen. Erst als sie in einen Gewehrlauf blickt ändert sie ihre Meinung, was ihr allerdings wenig hilft. Sie ist eben eine Opportunistin.
    Das abschließende Rededuell zwischen Curtis und Wilford enthält philosophische Aspekte, berührt das Problem der Übervölkerung und klärt, warum Gilliam ein Loser ist/war.
    Schließlich wird der Titel noch verdeutlicht: Der Eiszug ‘pierced‘ eine Schneewand um uns am Ende zu verdeutlichen, dass alles gut wird: Eisbären im Schnee. Spannend – entspannend – und keineswegs niveaulos.
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    08.05.2017
    19:42 Uhr
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    Perpetuum mobile

    Eine dystopische Welt, in der alle Klassen der Gesellschaft in einem abgeschlossenen Zug untergebracht wurden. Eine neue Eiszeit ist angebrochen und die einzige Rettung war der Zug, den Mr. Wilford entwickelt hatte. Er umrundet in einem Jahr die gesamte Welt und darf nicht mehr stehen bleiben. Am Ende des Zuges ist die untere Klasse untergebracht, die zusammengepfercht in Gemeinschaftsabteilen leben müssen und sich von gelatineartigen Riegeln ernähren. Nach mehreren fehlgeschlagenen Boykottversuchen unter der Führung von Gilliam wird eine neue Revolution geplant.
    Bedrückend und menschenunwürdig wird das Zugende dargestellt - eine Welt in der man einerseits froh ist, den pötzlichen Wintereinbruch überlebt zu haben, anderseits, nach Jahren des eingepfercht seins, soweit in den Wahnsinn getrieben, dass kaum noch Auswege bleiben. Man bekommt selbst ein Gefühl, der Beklemmung und Wut. Im Laufe des Films wandert die Perspektive immer weiter nach Vorne im Zug und man sieht auch wie es draußen aussieht - Meterweise Eis und eine komplett zerstörte Welt, in der nichts und niemand mehr leben kann.
    Die Schauspieler überzeugen durch die Bank und man realisiert oft noch nicht ganz, was eigentlich passiert.
    Sehenswert, hat bei uns leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen!
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    06.02.2015
    19:25 Uhr
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    Runaway Train

    Finde die Idee originell, dass die letzten Menschen in einem Zug durch die Welt rasen. Auch in dieser Situation gibt es Klassenunterschiede, die es zu beseitigen gilt ...
    SNOWPIERCER ist ein erfrischend spannender Endzeitfilm geworden, der durch die kreative Umsetzung besticht. Einprägsame Bilder und gut aufgelegte Schauspieler laden auf eine unvergessliche Zugfahrt ein!
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    04.08.2014
    17:42 Uhr
  • Bewertung

    Rasanter Kampf um die erste Klasse

    Exklusiv für Uncut
    Dass aufgrund der globalen Erwärmung plötzlich die Erde einfrieren kann, hat uns bereits Roland Emmerich auf mehr oder weniger spannende Art und Weise gezeigt. In „Snowpiercer“ ist das Ergebnis zwar dasselbe, jedoch wurde hier die neue Eiszeit gleich in doppelter Hinsicht vom Menschen verschuldet. Denn um die selbstverursachte Erderwärmung zu stoppen, setzt die im Film stets etwas zweifelhaft dargestellte Menschheit auf ein dubioses Kältemittel. Doch frei nach dem Motto „Operation gelungen, Patient tot“, hören die Temperaturen nicht auf zu sinken. All das erfährt man bereits im Vorspann und mit dem ersten Bild wird auch sogleich der eigentliche Handlungsort etabliert: Ein riesiger Zug fährt (oder besser gesagt rast) durch eine verschneite Landschaft. Doch was romantisch klingt, ist in Wahrheit ziemlich düster. Denn an Bord dieser modernen Arche („Snowpiercer“ ist im Übrigen der bessere „Noah“) befinden sich die letzten Überlebenden der Menschheit. Und in bester „Speed“-Manier heißt es: Bleibt der Zug stehen, stirbt auch der letzte Rest. Schnell merkt man, dass es bei diesem Sci-Fi-Spektakel nicht viel Sinn macht, mit dem Finger auf die in regelmäßigen Abständen auftretenden Logiklöcher zu zeigen.

    Bei der Darstellung der Insassen des Zuges ist zumindest im Ansatz ein Bemühen zu erkennen, einen Querschnitt der Erdbevölkerung zu repräsentieren. Und wie es auch auf der Erde der Fall ist, herrscht auch im Mikrokosmos des Zuges extreme soziale Ungerechtigkeit. Wobei wir auch bei den eigentlichen Themen des Films wären: Revolution und die Überwindung von Klassengrenzen. Denn der Zug ist – wie eigentlich fast jeder Zug – in zwei Klassen unterteilt. Die Bewohner der zweiten (und zugleich letzten) Klasse fristen ihr Dasein im Dreck und ohne Sonnenlicht. Und wie es sich für einen Endzeitkracher gehört, müssen sie sich von schleimigen Proteinklumpen ernähren. Die Stofffetzen in die sie sich hüllen, könnten zudem Überbleibsel des Drehs von „Mad Max 2“ sein. Erst schrittweise erfährt man von der vorherrschenden paradiesischen Dekadenz in der ersten Klasse, die den hinteren Teil des Zuges systematisch unterdrückt. Und das bereits seit 17 Jahren, denn so lange ist der Zug nunmehr schon unterwegs. Ed Harris verkörpert dessen Architekten und Schöpfer. Als eine Mischung aus Messias und Diktator wird er von einer für totalitäre Systeme typischen riesigen Propagandamaschinerie zum Mythos stilisiert und bildet zusammen mit der von ihm kreierten Maschine eine Art heilige „Zweifaltigkeit“.

    Die Gegenüberstellung des vorderen und hinteren Ende des Zuges erinnert dabei stark an Fritz Langs Klassiker „Metropolis“ oder könnte auch direkt aus der Feder von Karl Marx stammen. Durchaus interessant ist dabei, dass der Zug eine Heterotopie (also einen Gegenort) darstellt, wie es der französische Philosoph Michel Foucault ausdrücken würde. Interessant deshalb, weil in diesem Gleichnis die Begriffe „Zug“ und „Erde“ synonym verwendet werden können und sich das menschliche Schicksal somit an einem Ort entscheidet, der sich eigentlich außerhalb der gesellschaftlichen Norm befindet. Schon weniger verwundert diese Tatsache jedoch, wenn man bedenkt, dass es immerhin die Eisenbahn war, die – zusammen mit der Schifffahrt – weitläufigen Handel ermöglichte und somit nicht unbeteiligt am Siegeszug des Kapitalismus war. Hier schließt sich wieder der Kreis zur Marx-artigen Revolutionsphantasie.

    Trotz politischer Ambitionen, handelt es sich allerdings in erster Linie um hochwertiges Unterhaltungskino. Deshalb seien dem Film auch einige Ausrutscher und fragwürdige Botschaften verziehen. Angeführt wird die Revolution der Unterschicht von Captain America-Darsteller Chris Evans. Dieser träumt von sozialer Gerechtigkeit, während er sich mit seinen Anhängern computerspielartig Level für Level in die vorderen Gefilde des Zuges vordringt und einen Endgegner nach dem anderen ausschaltet. Begleitet werden Sie auf ihrem Weg von der ebenso kreativen, wie auch innovativen und erfrischenden Regie des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho, der in der westlichen Welt vor allem durch „The Host“ die Aufmerksamkeit von Genrefans erregte. „Eine Blockbusterproduktion mit unvorhersehbarer Handlung“, wird die vor sich gehende Revolution im Film einmal bezeichnet. Selbstreferenzielle Worte, die „Snowpiercer“ nicht besser beschreiben könnten. Denn obwohl es ein Blockbuster ist, bemerkt man bei dieser internationalen Produktion an allen Ecken und Enden, dass der Film nicht aus Hollywood kommt. Dafür ist er zu politisch und vor allem mangelt es auch an Pathetik und Patriotismus. Dafür verfügt der Film über ein unglaublich hohes Tempo, eine spannende Handlung und hochwertige Action. Aber auch an Witz und Absurdität mangelt es in dieser Adaption des französischen Graphic-Novels „Schneekreuzer“ nicht. Getragen wird der Film vor allem aber auch von seinen starken Darstellern. Allen voran Tilda Swinton. Wie bereits in „The Grand Budapest Hotel“ vermögen es auch hier nicht einmal Tonnen an Make-up sowie falsche Zähne ihre unglaublich einnehmende Schauspielkunst zu verdecken.
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    28.04.2014
    23:44 Uhr
  • Bewertung

    Eindimensional...

    ...was jetzt aber nicht heißt das dies auch für die umsetzung des filmes gilt. diese ist obwohl das geschehen innerhalb eines - wenn auch sehr langen - zuges spielt sehr gut gelungen. der film ist auf seine weise durchaus gesellschaftskritisch und vermag mit schönen bildern und passender musik (blutige) action mit langsamen passagen (um die geschichte zu erzählen) gekonnt zu verbinden.
    der film ist sci-fi, also muss man über die eine oder andere technische ungereimtheit hinweg sehen. auch gibt es das eine oder andere mal doch auch konstruierte szenen um die handlung schneller vorantreiben zu können.
    in summe ein gelungener sci-fi film mit einer schön "linear" in szene gesetzten dystopie. zum absoluten muss film fehlt dann doch das gewisse etwas.
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    27.04.2014
    09:35 Uhr