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    Vergebene Chance

    Exklusiv für Uncut
    Gut gemeint, das ist das beste, das man über Elisabeth Scharangs neuen Dokumentarfilm sagen kann. Das Thema: Drei Firmen in unterschiedlichen Teilen der Welt, nämlich in Brasilien, Serbien und Graz, die mehr oder weniger flache Hierarchien haben. Keine von ihnen kommt wirklich ohne Chefs aus, soviel wird dem Zuseher (offenbar aber nicht der Regisseurin) relativ rasch klar. Scharang begeht den Fehler, gerade die etwas subtiler agierenden und argumentierenden „Vordenker“ der Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen. Logischer wäre es gewesen, sich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu konzentrieren und zu zeigen, wie Arbeitsabläufe wirklich funktionieren, wenn angeblich niemand Befehle erteilt. Der Humor, den die Regisseurin vor dem Filmstart in Aussicht stellt, ist nur dann gegeben, wenn man sich über die Naivität mancher Aussagen aus der ebenfalls vorgeführten Grazer Werbe-Kommune En Garde amüsieren kann.

    Der Film hat leider noch etliche andere Schwächen, er vermittelt zum Beispiel keine Zusammenhänge. So versteht man als Zuseher/in nicht, wie die serbische Pharma-Produktion in die Hände der Mitarbeiter kam und was nach dem zwischenzeitlichen Aus und dem Neubau einer Produktionshalle passiert. In Brasilien, wo ein metallverarbeitender Betrieb – vor allem aber dessen wortgewandter Eigentümer (?) in seinem luxuriösen Anwesen – gezeigt wird, verliert Scharang zwischendurch komplett den roten Faden und präsentiert minutenlang Aufnahmen von weißen Pferden in der Natur. Was fehlt, ist die eigentliche Recherche, das kritische Hinterfragen, das Gegenüberstellen von Perspektiven. Nach der Weltpremiere und trotz der Anwesenheit der Regisseurin und eines Teils der Porträtierten war nur äußerst magerer Applaus zu hören. Leider zu Recht.
    haubentaucher_05793806ae.jpg
    21.03.2014
    09:59 Uhr