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13 Bewertungen
77.7% Bewertung
  • Bewertung

    Greiders Rache

    Andreas Prochaska hat die Idee aus Thomas Willmanns Roman entlehnt. Dieser Rachegedanke für eine vor langer Zeit begangene Untat eignet sich allerdings sehr gut für einen Western. Und das hat er so großartig umgesetzt, dass ein toller Alpenwestern dabei rausgekommen ist. Mit allen erforderlichen Zutaten natürlich: jede Menge Ballerei mit Blutfontänen wie bei Tarantino. Dabei sieht man Pferde, Sporen, Knarren, die von den typischen Geräuschen quietschend oder knackend begleitet werden. Alles ist eingebettet in eine faszinierende winterliche Bergwelt der Alpen. Auch die Erzählweise ähnelt vielen renommierten Beispielen aus dem Genre und es gibt viele Großaufnahmen mit leichtem Verzögerungseffekt. Die Handlung wird über weite Strecken von einem Soundtrack begleitet, der genau auf die Bilder abgestimmt ist (Sergio Leone Effekt). Vieles erinnert überhaupt an den großen Italiener. Doch Prochaska kopiert ihn nicht. Er formt selbstständiges Kino, backt einen eigenen ‘Kuchen‘ – nur die Zutaten sind dieselben. Anders geht es ja wohl auch nicht. Hierzu gehören auch die toll gecasteten coolen, verhaut aussehenden Typen, denen er im Abspann ein optisches Denkmal setzt.
    Der Film ist unglaublich gut gemacht und dabei äußerst spannend – auch bevor noch die letzten Enthüllungen ans Tageslicht kommen. Eindrucksvolle Bilder erzählen dieses grausame Drama mit emotionalem Tiefgang. Mit nur wenigen Superstars wie Tobias Moretti und Paula-Poll-Beer. Eine Perle nicht nur für Western Fans. Und nach alter Väter Sitte ist am Ende die Gerechtigkeit wiederhergestellt und Greider der Held (Sam Riley) kann in die Ferne reiten…
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    30.03.2014
    13:06 Uhr
  • Bewertung

    Düster, wortkarg, stylish

    "Das finstere Tal" ist in seiner Gesamtheit ein wirkliches Meisterwerk geworden. Die Western-Stimmung, die Enge des Tals und seiner Bewohner, die Kälte, die Grausamkeit, die Hoffnung. Sehr eindringlich und auch schick dargebracht und ebenfalls gut gespielt, überzeugt auf ganzer Linie.
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    25.03.2014
    15:04 Uhr
  • Bewertung

    Italowestern, heimgekehrt

    Interessant, dass der Western gerade soviele österr. Regisseure zu ihren Filmen inspiriert hat: "Die Siebtelbauern", "Wanted", "Der Schatz im Silbersee", "Cold Blood" - un nun eben "Das finstere Tal". Das liegt nun sicher auch daran, dass diese Regisseure es verstehen, Landschaften als Teil der Handlung zu inszenieren. Und da macht A. Prochaska alles richtig. Die Alpenlandschaft und die Gesichterlandschaften ihrer Bewohner erzählen die Geschichte und sorgen für eine dichten Spannungsaufbau, der sich am Schluss erlösend entladen muss. War "Django Unchained" eine Hommage an die Italowestern "Corbucci-Art", so inst dies eine grandiose Hommage "Leone- oder Eastwood-Art". Erlöser im kalten mystsichen Licht, grandiose Gesichts- und Landschaftspanoramen, reduzierte Dialoge und ein fremder Mann aus dem Westen, der die Vergangenheit heraufbeschwört. Und die zynisch katholische Motivik des Italowestern hat immer mehr über Italien ausgesagt als über den Wilden Westen. Wenn also diese projizierte Motivik in die italienischen Alpen zurückkehrt, dann ist das eine wahre Heimkehr und überraschend stimmig. Ein Genre-Beitrag, wie man ihn sich nur wünschen kann, und vielleicht einer der besten Italowestern aller Zeiten.
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    28.02.2014
    19:04 Uhr
  • Bewertung

    Rache wird am besten auf Schnee serviert

    Als finstere Täler können vor allem die tiefen Krater in den düster beleuchteten, interessanten Charaktergesichtern der einheimischen Bergbevölkerung bezeichnet werden. Nur ein Gesicht des Films, ist leider sehr platt. Nämlich jenes von Hauptdarsteller Sam Riley, jener Fremde, der in bester Clint- Manier in ein fremdes Dorf kommt und dort stets düster unter seiner Hutkrempe hervorblickend noch eine alte Rechnung zu begleichen hat – jedoch ist er bei weitem nicht so ein interessanter Typ, wie der amerikanische Oscarpreisträger. Auch sonst orientiert sich dieser neue Film des österreichischen Genrefilmspezialisten Andreas Prochaska vor allem am Italowestern. Doch die Rechnung geht nur Teilweise auf. So funktionieren etwa die trocken vorgetragenen und stets von Schnitten verfolgten kurzen Sätze ebenso wenig, wie der wohl für den deutschen Markt zurechtgestutzte österreichische Dialekt. Tobias Moretti funktioniert hingegen wunderbar und wirkt sogar über weite Strecken unterfordert. Insgesamt hat die geradlinige alpine Rachegeschichte durchaus ihre Momente, doch Schwachstellen in beinahe allen Bereichen führen zwangsläufig zu unfreiwilliger Komik.
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    12.02.2014
    15:06 Uhr
  • Bewertung

    In den Alpen wird rückwärts gestorben

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    Eine noch so herausragend gute Kamera kann keinen Film retten. Tobias Moretti übrigens auch nicht. Denn unter dem gesamten Ensemble sticht seine Leistung spürbar hervor und es wäre toll gewesen, wenn man von dem finsteren Typen, den er verkörpert, noch mehr hätte erleben können. Statt dessen verliert sich Andreas Prohaskas Alpen-Western in seiner deplaziert wirkenden Duellästhetik, die aus den „Matrix“-Filmen abgekupfert scheint und in seinen ständig im Takt eines Metronoms künstlich verlangsamten Szenenfolgen mit spärlich eingestreuten und selten bedeutsamen Dialogen. Die Augen der Darsteller (allen voran Paula Beer als Luzi) erzählen dafür mehr als tausend Worte und die wettergegerbten Gesichter (wunderbar eingefangen von Kameramann Thomas W. Kiennast) zeugen von der langen Zeit, die sie schon hinter sich haben und dem wenigen Guten, das noch vor ihnen liegt. Immer wieder tappt die sehr schnell vorhersehbare Handlung in unfreiwillig komische dramaturgische Fallen und hinterlässt die Kinobesucher schließlich nach einem Blutbad und umdröhnt von einer bombastischen Score aus dem Dunkel des Kinosaales wieder hinaus in die Freiheit, die nicht jeder verträgt, wie uns der Film lehren möchte, für die wir aber äußerst dankbar sind. Wir müssen den Film ja nicht unbedingt weiterempfehlen.
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    10.02.2014
    23:45 Uhr