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81.7% Bewertung
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    Existenzielle Antithese zu „Rocky“

    „Raging Bull“ verfolgt Jake LaMottas patschertes Leben über mehr als 20 Jahre, von 1941 bis 1964.
    Das Drehbuch ist ein unebener Ritt mit Zwischenstopps an alltäglichen Stellen. Man zeigt uns Szenen, in denen LaMottas Eifersucht ihn überwältigt, man zeigt uns seine sinnlosen Streitereien mit seinem Bruder und seiner Frau, man zeigt ihn beim nicht unromantischen Kennenlernen seiner zweiten Frau, einer minderjährigen, charakterlich farblosen Schönheit aus der Neighborhood. Die Boxkämpfe werden zum Großteil kursorisch abgehandelt, die Kamera ist dann immer nah an den Körpern. Scorsese geht es nicht um den Boxer, sondern um den Menschen, der zum Opfer seiner Eifersucht und Starrköpfigkeit wird. Fluchende Italoamerikaner in der Bronx sind ja Scorseses Fachgebiet.
    Ein herkömmlicher seherfreundlicher Film ist das jedenfalls nicht, aber trotzdem oder gerade deswegen ein interessanter und großer.
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    21.02.2015
    22:10 Uhr
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    Der Stier Robert

    Keine Filmrolle hat Robert De Niro physisch so viel abverlangt wie die des Jake LaMotta. Anfangs kommt er muskulös durchtrainiert daher und stellt sich der Kamera am Ende als echter Fettsack. So konnte Martin Scorsese nach Paul Schraders Drehbuch dieses geniale Boxerdrama gestalten.
    Es geht ganz nebenbei auch uns Boxen. Aber das Hauptaugenmerk liegt auf dem Aufstieg und Untergang eines Menschen. Wir sehen ihn in seiner ganzen Komplexität mit vielen Schwächen, die ein Heldenepos verhindern. Er agiert in einem sozialen Umfeld mit Bruder und Manager Joey (Joe Pesci), mit dem er sich brüderliche Duelle liefert. Daneben gibt es noch seine Frau Vickie (Cathy Moriarty), die er machohaft verprügelt und mit seinen Eifersüchteleien versucht klein zu kriegen.
    Ein wichtiger Nebenaspekt ist die Schiebung im Boxsport. Es gibt Absprachen aus der Unterwelt, an denen keiner vorbeikommt und ohne deren Unterstützung kein Meistertitel zu holen ist. Jake ist gefangen zwischen der Mafia und der immer heftiger meuternden Ehefrau, unfähig zu erkennen, wie er da herauskommen kann. Er bleibt uneinsichtig und kapiert nichts. Dies zeigt sein ständiges ‘Wieso?‘ Für andere bleibt nur die eigene Schuldzuweisung ‘Ich bin der Boss‘. Dann wieder winselndes Um-Verzeihung-Bitten.
    Nach den wichtigen Szenen werden ruhige Passagen mit klassischer Musik unterlegt oder auch mit Ohrwürmern von damals (Louis Prima). Der Schlusssatz aus dem Johannesevangelium kann nur ironisch gemeint sein ‘Ich war blind und kann jetzt sehen‘. Übrig bleiben ein bemitleidenswertes menschliches Wrack und ein großartiger Film.
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    26.03.2014
    11:45 Uhr