1 Eintrag
1 Bewertung
75% Bewertung
  • Bewertung

    Absurder Schneckenrennspaß


    Die Schnecke Turbo hat einen Traum: er will Rennfahrer werden, so wie sein menschliches Idol und NASCAR-Fahrer Guy Gagne. Turbos alltägliches Leben besteht allerdings darin, in einem Garten eines Vorstadthauses nach Tomaten Ausschau zu halten und diese anschließend zu verzehren. Während die weiteren Schnecken der Gruppe – sowie sein Bruder Chet – Turbos Träumereien lächerlich finden, gelangt dieser durch einen Zufall zu überschneckischen Fähigkeiten, mit welchen er Super-Geschwindigkeiten erlangen kann. Und prompt wird er vom Rennschneckensammler Tito aufgenommen, welcher darauf folgend dafür kämpft, dass Turbo am Indianapolis 500-Rennen teilnehmen kann...

    Ja, der Film ist absurd und ja, es mangelt ihm an Plausibilität. Funktioniert er trotzdem? Zumindest zum Teil! Im Vergleich zu anderen Animationsfilmen spielt er vor allem mit seinen spritzigen, witzigen und klar definierten Charakteren ganz vorne mit. Tito hat neben Turbo natürlich noch weitere Schnecken gesammelt, darunter Whiplash, Smoove Move oder Burn, im Original gesprochen von Größen wie Samuel L. Jackson, Snoop Dogg sowie Maya Rudolph. Jackson zitiert sich durch seine Rollenhistorie (also gleichzeitig Filmgeschichte), Dogg „dizzled“ durch die Gegend und Rudolph ist lustig wie eh und je.

    Auch die psychologische Ebene der Protagonisten ist gut abgesteckt, spiegelt sich nämlich die Geschichte von Turbo in jener von Tito wider. So sammelt Tito auch nicht hauptberuflich Schnecken, sondern fährt eigentlich den Truck des Taco-Ladens „Dos Bros“, welches er mit seinem Bruder und Koch Angelo führt. Zwar werden Tito wie Turbo von ihren Geschwistern unterstützt, jedoch sehen Chet als auch Angelo ihre kleinen Brüder im Grunde als klassische Taugenichtse an. Dass am Ende die große Versöhnung und das Nützlich-Werden des vermeintlichen Fehlverhaltens steht, muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden.

    Dass allerdings eine Schnecke (nackt, also ohne fahrbaren Untersatz) neben den Autos an einem prestigeträchtigen Rennen teilnehmen kann, ist schließlich zu absurd. Der Animationsfilm kann und darf Vieles – was aber gleichzeitig nicht bedeuten sollte, dass auch alles funktioniert. Es geht nicht unbedingt um Realismus, sondern darum, dass etwas dem Zuschauer in einer Weise verkauft wird, die es diesem ermöglicht, es in der Geschichte plausibel verorten zu können. Auch, dass über weite Strecken der Zufall regiert, lässt die Geschichte nicht unbedingt gut nachvollziehen.

    Kinder werden wohl zu einem Großteil ihre Freude haben, den junggebliebenen Erwachsenen empfehle ich, einige Momente des Filmes nicht allzu ernst zu nehmen, oder sich stattdessen gar einen (noch) gelungeneren Animationsfilm zu Gemüte zu führen.
    josko_8282916b00.jpg
    31.07.2013
    08:50 Uhr