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    Mein Papa ist nicht mein Papa

    Dass zwei Babys, Keito und Ryusei, im Krankenhaus vertauscht wurden, bemerkte man erst nach sechs Jahren. Fast alle damit zusammenhängenden Probleme werden hier dargestellt. Z.B. die Vorwürfe der Eltern unter und gegeneinander, warum man nichts bemerkt hatte. Oder eine Familie beantragt das Sorgerecht für beide Jungs. Es wird sogar vom wohlhabenden Vater dem kleinen Ladenbesitzer Geld für die Adoption geboten. Nach gemeinsamen Treffen, werden äußere und innere Ähnlichkeiten verglichen.
    Regisseur Hirokazu Kore-Eda hat großen Wert auf eine ausgewogene Darstellung gelegt und auch die Figuren sehen sich äußerlich sehr ähnlich. Zur Verdeutlichung sind beide Familien finanziell sehr unterschiedlich: Keito wächst bei wohlhabenden Akademikern auf, Ryusei bei einem kleinen Ladenbesitzer. Aber menschlich sind alle vier Eltern, die echten leiblichen und die, die jeweils einen Bub sechs Jahre großgezogen haben, sehr bemüht, aufmerksam und liebevoll im Umgang mit dem neuen und dem vorigen Sohn. Bevor die Vaterschaft juristisch entschieden wird, gibt es noch eine unglaubliche Wendung, die den Zufall des Vertauschens ausschließt. Auch ein Schadenanspruch an das Krankenhaus wird erwogen. Wie wertvoll und eigentlich unbezahlbar die Zeit ist, die Eltern mit ihren Kindern verbringen, wird ebenso erwähnt.
    Bis zum Schluss bleibt die Frage der Erziehungsberechtigung offen. Die Eltern grübeln zwischen Verantwortung und Eigennutz, zwischen dem Wohl der Kindes und der Selbstsucht. Das Leid der Eltern bleibt unabdingbar ohnehin bestehen.
    Und die Frage nach dem Anteil von ‘Nature‘ und ‘Nurture‘ beim Herausbilden der Persönlichkeit beantwortet die Wissenschaft mit 50:50. Quod erat demonstrandum. Hinter den Titel würde ich ein Fragezeichen setzen. Genau beobachtet und komplex dargestellt. Chapeau!
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    27.07.2016
    16:37 Uhr