3 Einträge
7 Bewertungen
57.1% Bewertung
  • Bewertung

    Lünchender Thai-Lynch

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2013
    Ich muss zugeben, ich hatte nach „Drive“ eine sehr hohe Erwartung an den neuen Film von Nicolas Winding Refn. Diese konnte - und hat - „Only God Forgives“ leider nicht erfüllt.

    Optisch ist der Film natürlich eine Wucht, doch die Handlung des Films ist so einfach, dass sie mit einem Satz beschrieben werden könnte. Ein Amerikaner wird in Thailand ermordet und von seiner Familie gerächt. Diese Rache wird auf 90 Minuten gestreckt. Dabei habe ich überhaupt nichts gegen den Mut zur Langsamkeit im Kino, aber bei diesem Film wurde es dann doch etwa übertrieben. Die meisten Szenen sind in Zeitlupe oder wirken zumindest so. Der Polizist schreitet zum Beispiel wie ein Zombie mit langsamen Schritten durch das Bild. Nur ganz selten gibt es Bewegung. Der Film ist unterlegt mit sphärischen Klängen, die die wunderschönen Bildkompositionen noch besser zur Geltung bringen. Über die gesamte Dauer des Films ist das dann aber doch etwas zu eintönig.

    Schauspielerisch spielt Ryan Gosling wie gewohnt emotionslos mit einem Pokerface. Schauspielerischer Star des Films ist aber Kristin Scott Thomas. Der Film ist brutal, aber es gibt schlimmeres und ich fand eigentlich sogar die zwei Szenen in „Drive“ im Kontext ärger. Beim Publikum wurde der Film hier in Cannes gemischt bis negativ aufgenommen. Einige hatten den Saal natürlich schon vor Ende des Films verlassen. Nach dem Ende gab es wenig Applaus und deutlich mehr Buh-Rufe. So weit würde ich dabei aber gar nicht gehen. Der Film ist natürlich nicht schlecht, aber ich glaube die Anzahl der Menschen die wirklich viel damit anfangen können ist überschaubar.

    Wer Interesse hat, sollte sich also selbst ein Bild von dem Film machen. Aber sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.
    uncut_4fd94f1238.jpg
    23.05.2013
    14:03 Uhr
  • Bewertung

    Kickboxer (Karate Tiger 3)

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2013
    Bangkok. Thailand. Eine Spirale der Gewalt! ONLY GOD FORGIVES stellt eine klasse Rachegeschichte in den Vordergrund. Dominiert wird der Film aber von den in rot getauchten Bildern, die sich immer wieder mit dunklen Schatten vermengen und einer Musik, die fasziniert und hypnotisiert! Es folgt eine Entladung der Gewalt, die in ihrer Darstellung an die Grenzen stößt. Dialoge gibt es nur wenn sie von Bedeutung und Erklärung sind. Es zählt die Atmosphäre und die Stimmung. Wenn diese unerträglich wird, schließe man die Augen!
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    23.05.2013
    08:08 Uhr
  • Bewertung

    Lynch meets Kill Bill

    Da praktischerweise viele Cannes-Filme schon wenige Minuten nach ihrer Festivalpremiere in den Pariser Kinos starten, konnte ich mir heute bereits "Only God Forgives" ansehen. Aber eben jener im Titel erwähnte gnädige Gott scheint im düster gezeichneten Bangkok abwesend zu sein. Und somit gibt es auch keine Vergebung. Stattdessen regieren grausame Selbstjustiz und Rache. Und letztere ist - wie wir ja spätestens seit "Kill Bill" wissen - ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Ganz im Gegensatz zu der gezeichneten zwischenmenschlichen Kälte, steht jedoch die eigentliche Hauptdarstellerin des Films: nämlich die von Rottönen dominierte warme Atmosphäre, die durch ihre Perfektion die zahlreichen Gewaltdarstellungen beinahe unerträglich macht. Es ist eine unglaublich dichte Atmosphäre, die den Zuseher hypnotisch in ihren Bann zieht und zum Besten gehört, was man seit Ewigkeiten im Kino gesehen hat. Dabei erinnern sowohl der vollkommene Bildaufbau, sowie auch das unnatürlich langsam wirkende Tempo des Bilderrauschs stark an David Lynch. Und wie bei Lynch, ist auch bei Winding Refns neuestem Werk die Suche nach einer Sinnhaftigkeit nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Denn anders als bei "Drive" (wo das Publikum noch behutsam an die nachvollziehbaren Gewaltdarstellungen herangeführt wird) legt der Däne hier nicht sehr viel Wert auf Story und Charaktertiefe. Diese Abkehr von konventioneller Narrativität öffnet aber wiederum einen riesigen Raum für Interpretationen.
    patzwey_83fc2ada0d.jpg
    23.05.2013
    00:30 Uhr