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    Straßen des Bösen

    Der deutsche Titel trifft den Kern des Films genau, obwohl Regisseur Scorsese eher an ‘Die Straßen des Bösen‘ gedacht hat. Johnny (Robert De Niro) und Charlie (Harvey Keitel) leben in einem wahren Hexenkessel in New York. (Die direkte Übersetzung mit ‘witch‘s cauldron‘ wäre zu banal.) In einer Atmosphäre von dunklen Spelunken, Go Go Girls und Gewalt schlagen sie sich so durch, wobei Johnny der durchgeknallte Loser ist und Charlie versucht, schützend seine Hand über seinen Freund zu halten. Scorsese verwendet dunkle Einstellungen, die das Lebensgefühl der beiden Kleinganoven verdeutlichen. Dabei geht er oftmals an die Grenze des Erkennbaren. Sie leben in einer Welt, in der man ständig von Gefahren umgeben ist. Man kann sie aber oftmals erst erkennen, wenn die Faust das Auge trifft oder der Revolver die Nasenspitze hochschiebt. Da ist es u.a. schwierig, eine Liebesbeziehung aufzubauen, wie es Charlie, der smartere der beiden, mit Teresa (Amy Robinson) versucht.
    Es passiert nicht viel in diesem Atmo-Thriller, einem frühen Scorsese (1973). Man verfolgt mit angestrengter Aufmerksamkeit wie die beiden Protagonisten sich gegen eine feindliche Umwelt und auch gegen einander behaupten. Dabei taumeln beide zwischen Zwietracht und Zuneigung. Was da zwischen De Niro und Keitel abgeht, ist geniales Kino. Manches wirkt improvisiert, anderes professionell. Sie lieben sich und prügeln sich und sind dabei immer authentisch. Und wenn die Gefahr zu groß wird, gehen beide auf Tauchstation. Und so lässt Scorsese den Film auch fast offen enden. Charlie und Johnny werden bei einer Schießerei verletzt…
    Für beide Schauspieler ist es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dem Regisseur. Für den Zuschauer eine Milieustudie der Extraklasse.
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    27.07.2015
    09:38 Uhr