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    Wo Tauben sterben

    In Leonards unnachahmlicher Lyrik schwingen da Sätze mit wie ‘Mein Mund auf dem Tau deiner Schenkel‘ oder ‘Ein Schrei voller Fußspuren und Sand‘. Viele sehen in Sarah Polleys Film eine Dreiecksgeschichte nach dem Motto ‘Wenn’s dem Esel zu gut geht…‘. Das kann aber nicht die Absicht der schon so altklugen, aber noch jungen Sarah Polley sein.
    Lou (Seth Rogen) und Margot (ganz toll Michelle Williams) führen eine glückliche Ehe und doch bricht Margot aus und geht zu Daniel (Luke Kirby).
    Aber wie die Geschichte erzählt wird, ist optisch ein Hochgenuss und äußerst berührend. Margot muss zwischen amourösem Nervenkitzel und Geborgenheit abwägen, zwischen gewohntem Trott und Aufbruch zu einem neuen Anfang. Dabei ist es ihr ureigenes Problem, dass sie es nicht aushält, zwischen zwei Dingen oder Personen zu stehen. Sie hat einfach Angst vor der Angst. Und vor allem will sie dem knuffigen Lou nicht wehtun. Tut sie aber. Doch das zerreißt sie und die meisten Zuschauer ebenfalls. Es gibt Szenen zum Wohlfühlen und andere zum Mitleiden. Margot fährt emotional und real Karussell und Achterbahn. Jeder, der nicht mehr begehrt, ist bereits tot. Und da gibt es dann auch kein Richtig oder Falsch mehr. Der Cohen-Song und der Film haben von der Rezeption her gesehen eins gemeinsam: man kann sie nur emotional begreifen, nachempfinden.
    Denn hier regiert das Gefühl und nicht der Verstand. Es ist ein anderer Liebesfilm, je nachdem wie man die erste und die letzte Szene deutet.
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    31.03.2013
    12:05 Uhr