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80% Bewertung
  • Bewertung

    Der Großmeister

    Bei dieser inhaltlichen Vielseitigkeit ist für jeden etwas dabei, aber auf diese Weise gelingt nicht der ganz große Wurf. Fans von Bruce Lee werden den Film mögen. Es gibt mehrere theoretische Gespräche über die verschiedenen Kampftechniken wie die ‘Kunst der 64 Hände‘ oder ein mehr philosophisches Duell zwischen Ye Wen (Tony Leung) und Meister Gong, in dem es darum geht, ein Stück eines dargebotenen Kuchens abzubrechen. Gongs Tochter (Zhang Ziyi) wird vorübergehend zum Racheengel bis sie am Ende ihres Lebens Ye Wen ihre Liebe gesteht: mit vielen Tränen und Geigenmusik. Die Klänge von Shigeru Umebayashi) erinnern ganz entfernt an Ennio Morricones sanfte Weisen. Vom formalen Aufbau her betrachtet ist der Schluss ein ausgewogenes Pendant zur eingangs geschilderten vierzig Jahre andauernden süßlichen Familienidylle von Ye Wen und seiner Frau (Song Hye-kyo), die sich durch drei Eigenschaften auszeichnet: sie ist schön, still und servil.
    Vor dem melodramatischen Ende erfahren wir noch vom chinesisch-japanischen Krieg und dass im Kampf Nord gegen Süd auch die Chinesen unterschiedliche Gruppierungen wie die Kuomintang unterstützen. Manche Kämpfer finden Kung Fu sei eine Volksbelustigung.
    Die ballettartige Kampfeskunst erweckt den Eindruck, dass niemand verletzt wird. Die Ästhetik überdeckt den Schmerz, das rasante Tempo unterstützt die Spannung.
    Ungewöhnlich lange Dialoge wechseln mit Actionszenen, in denen die fliegende Leichtigkeit der Kämpfer nicht an erster Stelle steht. Hier ist alles etwas Bodenständiger.
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    10.07.2016
    13:23 Uhr
  • Bewertung

    Tief melancholisches, hoch ästhetisches Kung-Fu Drama

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Schon in seiner ersten Annäherung an das Genre der Kung-Fu Filme (Ashes Of Time, 1994) näherte sich Regisseur Wong Kar Wai an das Thema, aber auch den typischen Stil solcher Kampfkunstfilme mit einer ganz starken Melancholie, die sich in einem Rausch fantastisch inszenierter und grandios geschnittener Bilder entluden. Diesem Stil ist er auch diesmal treu geblieben, dank der kräftigen Unterstützung der Geldgeber (darunter auch Produzentin Meagan Ellison, die Tochter des Oracle-Gründers Larry Ellison) konnte er seinen „Grandmaster“ in jeder Hinsicht würdig in Szene setzen. Kaum eine Szene des Filmes, in der nicht der famose Schnitt und die traurig-würdevolle und erhabene Filmmusik aus der Feder von Shigeru Umabayashi sehr positiv auffallen, ganz zu schweigen vom Schnitt, der die zahlreichen Kameraperspektiven und Aufnahmegeschwindigkeiten furios zu einem Kunstwerk zusammengefügt hat. Überhaupt ist die ästhetische Wirkung des Filmes enorm. Selbst wenn man durch die Schnelle der Schnitte manchmal mit dem Lesen der Untertitel gar nicht nachkommt (der Film wurde hier im Original auf Mandarin gezeigt) und sich der Handlung ein wenig verheddert, kann man sich als Zuseher der würdevollen Erhabenheit der Kunstform, um die es hier geht, nicht entziehen. Dramaturgisch hat sich Wong Kar Wai für eine relativ verschachtelte, ständig die Schauplätze wechselnde, Erzählung entschieden, die viel Aufmerksamkeit verlangt, um den Faden nicht zu verlieren. Gegen Ende meine ich mehrmals einen Punkt gespürt zu haben, an dem der Film gut hätte enden können – und es dann doch nicht tat. Nichts von dem, was noch nachkam, hat ihm geschadet, aber zugleich entstand dabei der Eindruck, als würde der Film wie ein Gummiball auf dem Fußboden immer noch ein wenig weiter springen. Ungeachtet dieser Unentschlossenheit gegen Ende, die den Figuren des Filmes nämlich so gar nicht eigen ist, beeindruckt „The Grandmaster“ also vor allem mit seiner visuellen Umsetzung der sensationellen Kampfszenen und mit seiner Musik. Für den vollen Genuss, den der Film ohne Zweifel zu bieten hat, sollte man aber doch ein wirklicher Fan von Kung-Fu Filmen sein, zu denen ich mich ganz persönlich doch eher weniger zählen würde.
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    07.02.2013
    23:40 Uhr