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    Wir bedauern: es gibt keinen Bären im Film.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Regisseur Denis Coté war lange Zeit als Radiomoderator und Filmkritiker tätig, bevor er damit begann, Kurzfilme zu drehen und schließlich vor 3 Jahren mit „Curled“ auch zum ersten Mal dem Spielfilm zuwandte. In seinen Filmen stecken immer wieder kleine oder größere Überraschungen, verzwickte Wendungen und sie sind von einer ganz besonderen, leicht surrealen Atmosphäre geprägt. Im neuesten Film mit dem kreativen Titel „Vic und Flo haben einen Bären gesehen“ erzählt er eine Art Kurzgeschichte zweier haftentlassener Frauen, die auf Bewährung in der Hütte des Onkels von Vic (Pierette Robitaille) einen Neuanfang starten sollen. Dieser Neuanfang gilt auch auf der persönlichen Ebene, denn die beiden sind ein Paar. Vic hat aber vor etwas ganz besonders große Angst: dass Flo (Romane Bohringer) sie in dieser Einschicht verlassen könnte. Kurz nach der Ankunft der Frauen entwickelt sich schnell eine Krise, als eine alte Bekannte von Flo auftaucht, die ihr das, wofür sie im Gefängnis gewesen war, heimzahlen möchte und einen grausamen Plan ausheckt. In ruhigen Bildern fängt Kameramann Ian Lagarde die Landschaft Quebecs mit den vielen Wäldern und kleinen Seen dazwischen ein und unterstreicht die Abgeschiedenheit, in der sich die beiden Frauen befinden. Umso mehr sind sie mit einander konfrontiert und die Konflikte, die dabei auftauchen, zeigen auf die Bruchstellen ihrer Beziehung und verweisen auf ihre Vergangenheit, in der sie nicht alle Rechnungen beglichen haben und in der im wörtlichen Sinne Leichen begraben liegen. Sowohl die Momente der Zuneigung als auch die der Ablehnung oder des Klammerns Victorias gegenüber Florence wirken sehr überzeugend gespielt, insgesamt wird man aber den Eindruck nicht los, als wollte der Film mehr sein als aus ihm geworden ist und es bleiben viele Fragen offen, die zum Weiterdenken anregen aber auch die Überlegung nahelegen, ob damit nicht Lücken im Drehbuch bzw. in der Dramaturgie zutage treten. Bildlich gesprochen: Ein schwer einzuordnender Film mit sehr viel Luft und Wasser, aber für meinen Geschmack zu wenig Erde.
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    10.02.2013
    23:18 Uhr