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81.7% Bewertung
  • Bewertung

    Alltagshelding auf Selbstfindungstrip

    Ich kann der rundum positiven Kritik zum Film nur zustimmen – vor allem was die Leistung von Schauspielerin und Preisträgerin des silbernen Bären Paulina Garcia betrifft. Sie ist beinahe in jedem Bild zu sehen (sehr oft in Nahaufnahmen) und trägt somit mit ihrer atemberaubenden Natürlichkeit den gesamten Film.

    Als beinahe 60-jährige Gloria versucht sie nach ihrer Scheidung wieder ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Gloria befindet sich plötzlich in einem Lebensabschnitt, in dem sie sich alleine fühlt und von niemanden mehr gebraucht zu werden scheint. Dabei wird sie stets von einer etwas beklemmenden Schwermut begleitet, die auch über die (meist schnulzige) Musik transportiert wird. Als sie dann Rodolfo kennen lernt, scheint dieser die Antwort auf ihre Probleme zu sein. Doch der um einiges ältere Herr ist ziemlich undurchsichtig und seine Vergangenheit gibt einem einige Rätsel auf.

    Anstatt über die zahlreichen Steine zu stolpern, die ihr das Leben in den Weg legt, lässt sich Gloria nicht unterkriegen und bewahrt stets ihre ansteckend positive Lebenseinstellung. Eine positive Energie, die überall im Kinosaal zu spüren ist. Somit ist es ein Spaß der großartig aufspielenden Paulina Garcia bei ihrem nicht weniger hervorragend inszenierten, sowie detailverliebten Selbstfindungstrip zuzusehen. Denn scheinbar mühelos und auf spielerische Art und Weise lässt der Regisseur Sebastián Lelio die Zuseher immer tiefer in die Seele seiner Hauptfigur blicken. Und dort gibt es einiges zu entdecken.
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    22.08.2013
    12:18 Uhr
  • Bewertung

    Ein weibliches Stehauf-Männchen

    Der Film spiegelt eine weite Palette der menschlichen Emotionen wieder. Und obwohl es genaugenommen um die Generation 50-Plus geht, ist da viel allgemein Menschliches zu finden.
    Paulina Garcia ist das Gesicht des Films. Sie erlebt im Kampf gegen das Alleinsein Freude und Glück, Hoffnung, Frust und Enttäuschungen.
    Vor allem aber betont Regisseur Sebastian Lelio die sexuelle Erfüllung im Alter. Und Gloria zeigt sich mutig wie Gott sie schuf, wenn sie auf Wolke Sieben schwebt.
    Mit viel Einfühlungsvermögen nähert sich die Handlung dem Wagnis einer Liebe in der letzten Lebenshälfte. Vorsichtig, zaghaft, abwehrend einwilligend geht Gloria auf einen potentiellen Partner Rodolfo (Sergio Hernandez) zu. Dessen schauspielerische Leistung steht der von Paulina Garcia in Nichts nach. Er ist unsicher, etwas tapsich und folgt Gloria ins sexuelle Glück, obwohl er weiß und der Zuschauer ahnt es schon bald, dass er gebunden ist. Man sieht ihm die innere Auseinandersetzung förmlich an. Unterschwellig werden auch die mangelnde Flexibilität und die leichte Verletzbarkeit im Alter deutlich.
    Nicht erst bei Glorias Rache kommt Komik auf. Schon vorher wirbelt sie voller Elan und Witz durch manch humorvolle Situation. (siehe Lachkurs oder ihr Umgang mit seinem Handy, ihrem Feind!) Und sie hat Steherqualitäten, bei denen die Tragik von Komik überdeckt und ein versöhnliches Ende Hoffnung macht. Ein großartiger Film, nicht nur für die Zielgruppe 50-Plus.
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    14.08.2013
    13:07 Uhr
  • Bewertung

    Alleine zu sein muss nicht Einsamkeit bedeuten ...

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Gloria (preisverdächtig: Paulina Garcia) hat seit ihrer Scheidung alles versucht, um nicht mehr allein zu sein und einen neuen Partner kennen zu lernen. Als sie den ebenfalls geschiedenen Rudolpho (Sergio Hernandez) auf einer Singlesparty kennenlernt, sieht es ganz danach aus, als hätte ihr Glück eine zweite Chance bekommen. Doch der Schein trügt: Rudolpho ist mit seiner Familie und seinen Töchtern so verbandelt, dass er sich nicht von ihnen lösen kann. Der chilenische Regisseur Sebastian Lelio erzählt die Geschichte einer Frau, die von der Liebe enttäuscht wurde und sich aber dennoch nach Nähe und Geborgenheit sehnt, auf eine sehr behutsame, unprätentiöse und zwischendurch auch humorvolle Weise. Dass sein Film einen so angenehm positiven und trotzdem nachdenklich-motivierenden Eindruck hinterlässt, liegt weniger an der prinzipiell recht einfachen Geschichte als viel mehr an feinen Nuancen, klugen Dialogen und ausgewogenen Momenten des Glücks und der Enttäuschung, die in dem Film immer wieder auftauchen. Am meisten aber profitiert der Film von der sensationellen Leistung der Hauptdarstellerin Paulina Garcia. Ihre Gloria ist eine Frau voller (unterdrückter) Leidenschaft, (gehemmter) Lebensfreude und zugleich Angst vor dem Verletztwerden, vor der Wiederholung von Enttäuschungen und vor dem Alleinsein. Schritt für Schritt lernt sie, die Fesseln, die ihre Leidenschaft und Lebensfreude hintanhalten, aufzubrechen und ihr Leben von der verkrampften Suche nach einem neuen Partner zu befreien, weil es so viel Schönes und Kostbares in ihrem Leben gibt, das sie vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Paulina Garcia gibt der Figur im Film eine große Authentizität und eine erdige und natürliche Echtheit, die man nur selten erlebt. Mit diesem Film haben wir die erste ernst zu nehmende Kandidatin für einen Darstellerpreis hier auf der Berlinale gefunden – wenn ihr der Preis nicht sogar sicher ist.
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    10.02.2013
    23:14 Uhr