1 Eintrag
1 Bewertung
35% Bewertung
  • Bewertung

    Juliette Binoche ist einfach gut, der Film weniger.

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Regisseur Bruno Dumont hat sich für das Portrait des Lebens von Camille Claudel während ihrer Zeit im Pflegeheim, in das sie ihre Familie gegen ihren Willen eingewiesen hatte und in dem sie schließlich auch starb, einen sehr naturalistischen Zugang überlegt, indem er für seinen Film Bewohner eines Behindertenwohnheims in den Nebenrollen besetzte. Dies verleiht der Stimmung und dem Umfeld, das der Film nachzeichnet, ganz von selbst eine sehr realistische Wirkung. Auf diese dramaturgische Automatik dürfte er sich dann aber auch insgesamt verlassen haben, denn abgesehen von einer wirklich großartigen Juliette Binoche bietet sein Film nicht nur viele, viele lange und langweilige Szenen in der Einschicht des Klosters in den Pyrenäen sondern auch endloses Gelaber und Gelaber, vor allem seitens des Bruders von Camille, der lang und breit über seine religiöse Bekehrung erzählt. Im Vergleich zur Ausführlichkeit, mit der Paul im Film reden und reden darf, erfährt man trotzdem relativ wenig über ihn als Person. Die Szenen, in denen es überhaupt Dialoge gibt, wirken sehr statisch inszeniert – fast so, als handle es sich um Monologe auf einer Theaterbühne. Juliette Binoche bleibt unter solchen rudimentären Rahmenbedingungen nur noch die Flucht nach vorne, in dem sie sich die Seele aus dem Leib heult und dabei wirklich, wirklich traurig und um Jahrzehnte gealtert aussieht. Das macht sie allerdings auf sehr mitreißende Art und Weise und erweckt ihr Publikum, denn der Schlaf ist bei diesem Film ansonsten allgegenwärtig.
    uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
    12.02.2013
    23:53 Uhr