Forum zu Maladies

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    James spielt James

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2013
    Nicht zuletzt durch Filmfiguren wie Raymon aus „Rain Man“, Mr. Monk oder Sheldon Cooper, weiß man im filmischen Universum, dass Menschen mit Zwangsneurosen und/oder autistischen Zügen oft die kreativsten und genialsten Köpfe sind. Ähnlich ergeht es auch James Franco in „Maladies“. Es handelt sich dabei um einen Film des Regisseurs mit dem klingenden Namen Carter, der mit Franco bereits den rund 60-minütigen „Erased James Franco“ realisiert hat. Denn James (ja so heißt er auch im Film) ist ein ebenso talentierter Schauspieler, wie Schriftsteller - wohl auch eine Referenz auf das wirkliche Leben des Multitalents James Franco, der als Schauspieler, Schriftsteller, Maler, Regisseur und als Journalist für den Playboy arbeitet. Doch in diesem Film bereiten ihm Flure, Wassergläser, Apotheken und Berührungen große Schwierigkeiten. Das Leben und Verhalten der „normalen“ Menschen sind für das sympathische Genie, das zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem US-Vorort lebt, oft ein Rätsel. Das einzige, was ihn stets beruhigen kann, ist das Freisignal eines Telefons.

    Zu Beginn werden James' Zwangsneurosen in sehr avantgardistisch anmutenden Bildern und Schnittfolgen etabliert. Unterlegt wird das ganze immer wieder durch eine hoch philosophisch daher redende Stimme und inneren Monologen von James. Doch mit Fortlauf der Handlung ebbt dieser ungewöhnliche Stil immer mehr ab und wird von konventionellen Bilder und Erzählweisen abgelöst. Das bedeutet auch, dass der Film immer kurzweiliger wird. Die Handlung wird dabei vor allem immer wieder durch eine neue scheinbar wahnsinnige Idee von James, wie beispielsweise das Erlernen von Blindenschrift, vorangetrieben. Doch auch wenn Franco es mit Leichtigkeit schafft diesen sympathischen Typen samt seinen Störungen und seiner Genialität zu porträtieren, legt er die Rolle eher als spitzbübische Blödelei an – was natürlich oft recht lustig mit anzusehen ist. Dennoch hätte dem Film, der vor allem durch seinen Stil großen Intellekt vortäuschen will und nicht als reine Komödie konzipiert ist, auch ein bisschen mehr Tiefe recht gut getan. So bleibt unter anderem auch der Charakter der alleinerziehenden Mutter, die sich immer wieder als Mann verkleidet, recht flach. Ihre Verhaltensweise erscheint lediglich wie ein beliebig ausgedachtes Element zur Steigerung der Absurdität von James' Leben. Alles in allem handelt es sich bei „Maladies“ somit um eine teils recht amüsante und über weite Strecken ungewöhnlich erzählte Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen, die jedoch zahlreiche Schwächen im Drehbuch aufweist.
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    10.02.2013
    23:52 Uhr