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77.9% Bewertung
  • Bewertung

    Zweischneidig

    Kathryn Bigelow hat bereits mit The Hurt Locker oder K-19 bewiesen, dass sie patriotische Kriegsfilme drehen kann. Zero Dark Thirty geht jedoch einen Schritt weiter und versucht, den Film ein wenig mehr in Richtung Politthriller zu bringen bzw. weniger direkte Action zu zeigen.
    Der Film beginnt gleich mit einer CIA „Befragung“ eines Gefangenen. Hierbei wird dem Zuseher bewusst gemacht, mit welchen Methoden manche Länder arbeiten. Auch im Film wird die Vorgehensweise der USA immer wieder dargestellt. Zwar nicht angeprangert, aber auch nicht glorifiziert. An diesem Punkt hätte ich mir ein klareres Statement erhofft. Im Endeffekt wirkt es als Werbefilm für Barack Obama, der sich zum Zeitpunkt des Releases im Wahlkampf befand.
    Im Vergleich zu The Hurt Locker, ist Zero Dark Thirty um einiges schwerer und langatmiger. Den ganzen Film verdaut man erst nach ca. einem Tag. Jedoch sollte jeder reflektieren, was er gesehen hat und wie sehr das gezeigte Ereignis zu Konsequenzen führte und führen wird.
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    24.01.2015
    16:20 Uhr
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      release

      es ist richtig, dass der ursprüngliche release von zero dark thirty für den 12. oktober geplant war, also mitten in die heiße phase des präsidentenwahlkampfs gefallen wäre. nach (republikanischen) kontroversen um etwaige propagandistische schützenhilfe für obama wurde der release auf den folgenden jänner verlegt, mit einem "limited release" im november – also bereits nach geschlagener wahl.

      das drehbuch zu zero dark thirty über die jahrzehnte lange _suche_ nach dem terrorpaten war bereits fertig, als bin laden aufgespürt und getötet wurde – das ende musste erst in aller eile umgeschrieben werden. soviel zur angeblichen "politischen agenda"...
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      24.01.2015
      20:24 Uhr
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    in dunkelster nacht

    eins vorweg: der titel ist nur vordergründig ein hinweis auf den zeitpunkt der “operation neptune spear” – in military speak umreißt “zero dark thirty" (richtiger: oh dark thirty) einen unbestimmten zeitraum in tiefster nacht, zwischen mitternacht und morgengrauen.

    filmischer ausgangspunkt sind fetzen realer abschiedstelefonate aus dem einstürzenden WTC vor schwarzer leinwand. eine obsessive schnitzeljagd mit fragwürdigen methoden ("enhanced interrogations") und wechselnden strategien im war on terror (abkehr von folterungen, dafür verstärkter drohnen-einsatz), die eliminierung des terrorpaten – mehr anti-climax als spannungshöhepunkt – und schlussendlich die alles entscheidende frage: "where do you wanna go?"

    was bigelow (nicht nur von adrenalin-junkies und hurra-patrioten: beide sind mit "code name: geronimo" besser bedient) vorgeworfen wird – fehlende emotion – ist gerade die stärke des films: maya ist weniger individuum mit persönlicher geschichte als die personifizierung von "we the people", ihre besessenheit ist die des volkes, ihr tunnelblick, ihr unvermögen oder verzicht, sich freunde zu schaffen wird, letztlich, zum fehler aller. die jagd auf bin laden, anfänglich nur "job", wird zur persönlichen racheaktion, als ihre freundin getötet wird: KILL HIM FOR ME!!! das militär, die SEALs, sind nur erfüllungsgehilfen...
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    12.04.2013
    19:43 Uhr
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      wohin?

      die person bin laden ist dabei ebenso unwichtig – es könnte genauso gut jeder andere sein. auch keine frage nach seiner motivation, kein überdenken eigener policies. die auswirkungen der folter interessieren nur soweit sie die _eigene_ psyche betreffen. das ist jedoch kein manko des films – das ist "depiction of reality": wie viele amerikaner haben sich nach 9/11 je die frage nach dem "warum" gestellt? und wie viele halten _heute noch_ folter für effektiv? bigelow ergreift keine partei, bezieht nicht stellung – aber sie zeigt: sie zeigt dass folter wirkt, sie zeigt dass folter wirkungslos ist, und sie zeigt in weiteren szenen, dass informationen anders beschafft werden und erpresste geständnisse wertlos sein können; sie zeigt maya emotionslos vor drohnenangriffen – nur eine andere art von "ihr seid machtlos gegen uns" – und, wie im “hurt locker”, die auswirkungen: waren sie bisher nicht unsere feinde – jetzt sind sie es mit sicherheit.

      folgerichtig die schluss-szene: "wohin geht die reise?" und wo, zwischen mitternacht (9/11) und morgendämmerung, befinden wir uns – und wie oft werden wir uns noch in tiefster dunkelheit verirren?
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      12.04.2013
      19:46 Uhr
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      begleitmusik:

      schon monate vor fertigstellung des films konservativer furor über angeblichen geheimnisverrat der obama-administration (inklusive congress-anfragen), nach dem verspäteten release (um vorwürfe zu entkräften, wahlpropaganda für obama betreiben zu wollen) und anfänglichen lobeshymnen der große backlash wegen angeblicher folterverherrlichung – und wiederum einschaltung von senatoren (etwa folteropfer und -gegner mccain), windige rechtfertigungen durch ex-CIA-leiter und eine breit geführte diskussion über moral, rechtswidrigkeit und effektivität der "enhanced interrogations":
      ZD30 ist spiegel und rorschachtest in einem, und offenbar so schmerzhaft wie eine wurzelbehandlung ohne betäubung.

      @harry.potter: bin laden dingfest zu machen wurde erst wieder mit obamas amtsantritt priorität – schon der (vermeidbare) fehlschlag bei tora bora 2001 wird dem mangelnden interesse der bush-administration zugeschrieben; der geplante irak-feldzug war für die eigenen interessen wichtiger.
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      12.04.2013
      19:48 Uhr
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    Chronologie einer Jagd

    Nach den Ereignissen des 11. Septembers 2001 galt die Suche nach dem Schuldigen als oberste Priorität des US-Geheimdienstes und des Militärs. Dass die hohen Summen im Budget mitunter aber gar nicht so schnell fließen, wenn sie sollten und damit die Operation fast vereitelt worden wäre, ist eine neue Erkenntnis. Regisseurin Kathryn Bigelow hat in ihrem jüngsten Film (wieder) ein militärisches Thema ausgewählt und setzt dabei in der Mitte aller harten bzw. hart gewordenen Männer eine zierlich wirkende Frau ins Zentrum der Dramaturgie, der man den Geheimdienst eigentlich nicht zutrauen würde. Gleichzeitig beschönigt sie auch nicht, welche persönlichen Opfer sie bringen muss, um diesen Job überhaupt haben zu können. Neben der Größe von Bigelows Heldin und den Helden rings um sie herum wirkt die Figur des Terrorpaten Osama Bin Laden beinahe wie ein harmloser Opa im betreuten Wohnhaus. Dabei geht es bei den Ereignissen, die der Film anhand von Augenzeugenberichten nachstellt, um nicht weniger als das: Bin Laden finden und gefangen nehmen bzw. wenn unvermeidbar: seine Hinrichtung ohne Gerichtsprozess. In Ansätzen klingt Kritik am Widerspruch zwischen militärischer Praxis und politischer Theorie durch, wenn Präsident Obama in einer Szene im Fernsehen beteuert, die USA würden niemanden foltern. Die echte Kritik à la "Standard Operation Procedure" bleibt uns Bigelow aber schuldig - zu groß sind die Helden auf der Leinwand, deren tapfere Taten sie lobpreisend nacherzählt hat.
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    10.04.2013
    12:55 Uhr
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    Einsame Frau vs. Terror-Paten

    Ein Teil des Saal-Publikums war in diesem Film wohl falsch geparkt: Sie hatten sich die Jagd auf Osama Bin Laden wohl als Action-Gewitter vorgestellt, in dem jeder, der Arabisch spricht, im Bleihagel untergeht. Nein, Bigelows Film ist nicht das Hormon- und Adrenalingewitter, das man nach "Heart Locker" hätte ewarten können. Reduziert und konsequent im Spannungsaufbau, um Authentizitätr bis ins Detail bemüht. Am überzegensten Jessica Chastain im Portrait einer Frau, über die es nichts nennenswertes zu berichten gäbe als das, das sie alllein, verbissen und besessen einem Terroristen auf der Spur bleibt.
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    12.02.2013
    22:31 Uhr
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    Auf der Suche nach Bin Laden

    Der Film wirkt wie eine Dokumentation und wird den Zuschauer schockieren! Eine Meinung soll man sich selbst bilden. Aber in einem bin ich mir in meiner Interpretation sicher: Auf Wahnsinn folgt Wahnsinn! Das kann nicht richtig sein - oder?
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    06.02.2013
    19:22 Uhr