eins vorweg: der titel ist nur vordergründig ein hinweis auf den zeitpunkt der “operation neptune spear” – in military speak umreißt “zero dark thirty" (richtiger: oh dark thirty) einen unbestimmten zeitraum in tiefster nacht, zwischen mitternacht und morgengrauen.
filmischer ausgangspunkt sind fetzen realer abschiedstelefonate aus dem einstürzenden WTC vor schwarzer leinwand. eine obsessive schnitzeljagd mit fragwürdigen methoden ("enhanced interrogations") und wechselnden strategien im war on terror (abkehr von folterungen, dafür verstärkter drohnen-einsatz), die eliminierung des terrorpaten – mehr anti-climax als spannungshöhepunkt – und schlussendlich die alles entscheidende frage: "where do you wanna go?"
was bigelow (nicht nur von adrenalin-junkies und hurra-patrioten: beide sind mit "code name: geronimo" besser bedient) vorgeworfen wird – fehlende emotion – ist gerade die stärke des films: maya ist weniger individuum mit persönlicher geschichte als die personifizierung von "we the people", ihre besessenheit ist die des volkes, ihr tunnelblick, ihr unvermögen oder verzicht, sich freunde zu schaffen wird, letztlich, zum fehler aller. die jagd auf bin laden, anfänglich nur "job", wird zur persönlichen racheaktion, als ihre freundin getötet wird: KILL HIM FOR ME!!! das militär, die SEALs, sind nur erfüllungsgehilfen...