eine unglaubliche geschichte: pi, kurz für piscine oder was auch immer man ihm glauben mag, erzählt in einer rahmenhandlung von seinem abenteuerlichen schiffbruch, begleitet anfangs von einem orang-utan, einer aggressiven hyäne, einem siechen zebra – und richard parker, dem tiger. und richard parker ist es, mit dem er bis zur letztendlichen rettung territorialkämpfe auszufechten hat, den er mit ein paar dosen wasser aus dem rettungsboot und ein paar fischen aus dem ozean ruhig zu stellen versucht, und dessen anwesenheit allein ihn nicht verzweifeln, ihn ständig wachsam bleiben lässt.
trotzdem, tigerflüstern reicht nicht, und so werden die abenteuer immer abstruser, die unermessliche weite des ozeans reicht nicht, da muss mindestens ein wal mit rein, ein ausgewachsener orkan sowieso, dazu leuchtende algen und eine fleisch fressende insel.
wer dabei eher an münchhausen denken mag, dem tischt piscine eine andere version auf, eine geschichte von totschlag und kannibalismus – doch, fragt piscine, welche geschichte gefällt ihnen besser?
ich muss gestehen, mir gefällt die wahrheit besser. soll man wirklich, jahrhunderte nach der aufklärung, lieber an offensichtlichen unsinn glauben als die unbequeme wahrheit? dürfen wir dinge nicht mehr hinterfragen, aus angst, es könnte vielleicht gar keinen gott geben?
fazit: es ist in der tat eine logistische und handwerkliche meisterleistung, alle komponenten, bis zu den beeindruckenden 3D-animal-computer graphics, unter einen hut zu bringen – das sagt aber nichts aus über die sonstige qualität des films. möchte man life of pi als allegorie auf gott und die welt sehen, oder als meditation über friedliche koexistenz (inklusive production design von den zeugen jehovas): wie eine schillernde seifenblase, in der jeder seine eigenen bilder, sein verzerrtes konterfei ausmacht, zerplatzt alsbald die unglaubliche geschichte von pi... in nichts.