8 Personen. 11 Umzüge. 365 Tage. Über den Zeitraum eines Jahres erzählt Dietrich Brüggemann die Geschichte mehrerer befreundetet Mittzwanziger in Deutschland, und deren Leben in Berlin, Stuttgart und Leipzig. Im Zeitraum dieses Jahres zieht jeder von ihnen mindestens einmal um, dabei werden neue Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen. Ebenso ändern sich Beziehungen, alte zerbrechen, neue gedeihen.
Zum Einen wäre da Philipp (Jakob Matschenz), der seinen guten Freund Thomas (Robert Gwisdeck) aus der gemeinsamen Wohnung haben möchte, damit er endlich mit seiner Freundin Maria (Aylin Tezel) zusammenziehen kann. Während Thomas und seine Freundin Jessica (Alice Dwyer) verzweifelt auf der Suche nach einer passenden, eigenen Wohnung sind, hat Philipps Schwester Wiebke (Katherina Spiering) ihre Probleme mit dem männlichen Geschlecht. Wie gut, dass sie mit der quirligen Dina (Anna Brüggemann), der besten Freundin Philipps, zusammenzieht. Doch damit beginnen – u.a. bedingt durch die Bekanntschaft mit Womanizer Michael (Alexander Khuon) - ihre Männerprobleme erst. Genauso wie der Reigen aus Liebe, Vernunft, Herzschmerz und Umziehkartons.
Ein trautes Heim bedeutet ein Fixpunkt im Leben, in welchen man sich immer wieder zurückziehen kann. In der Kindheit ist es das elterliche Heim. Es steht für Beständigkeit. In der heutigen Gesellschaft ist es, vor allem im und ab dem Studium, nicht mehr so leicht, diesen Fixpunkt zu bekommen. Der Alltag der Menschen ist von Umzügen geprägt, und gemäß der Coming-of Age-Stories, müssen auch die Protagonisten dieses Films erst ihren festen Stand im Leben finden und erkennen. Die Umzüge repräsentieren die verschiedenen Versuche eines geordneten Lebens für die Beteiligten, die dem Chaos entfliehen wollen. „Wir sind eine Generation, die schon Mitte 20 die kreative Anarchie der Männer-WG gegen die Bürgerlichkeit einer Pärchen-Wohnung tauschen“, zitiert Philipp seinen Vater. Dass auch die Elterngenerationen ihre Beständigkeit noch nicht gefunden haben, lernen die Protagonisten erst an den jeweiligen Weihnachtsfamilienfeiern kennen.
Dietrich Brüggemann schrieb Treatment und Drehbuch zum Film zusammen mit seiner Schwester Anna, welche auch die Rolle der Dina übernommen hat. Der Regisseur von deutschen Indie-Komödien wie „Renn wenn du kannst“ und „Neun Szenen“ setzt auch diesmal wieder auf sein altbewährtes Ensemble. Die Figurenkonstellationen und Beziehungen sind trotz anfänglicher Exposition durch Dina schon sehr komplex und nehmen in Sachen Dramatik Auswüchse einer TV-Seifenoper an; die Tatsache, dass sich diese im Lauf des Films noch ändern und dazu noch örtlich zu unterscheiden sind, macht es noch komplizierter für den Zuschauer, alles mitverfolgen zu können. Aufgrund dessen wiederholen sich viele Szenen im Film, nicht nur in örtlicher Hinsicht, sondern auch in der Einstellung, um dem Zuschauer etwas Beständigkeit zu liefern, wie zum Beispiel die Radfahrszenen durch Berlin.
Kritisieren kann man eventuell, dass sich Beziehungen an den ungünstigsten Stellen und Situationen auflösen, wobei dies auch zum Überraschungsmoment des Films gehört.
„3 Zimmer/ Küche / Bad“ ist ein Film über die Verlorenheit im Großstadtdschungel, ein Portrait von Menschen Mitte 20, die den richtigen Weg für sich erst noch finden müssen.