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77.2% Bewertung
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    Vom Ende eines Traums

    Regisseur Baz Luhrmann hat dem Roman von Scott Fitzgerald seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt. So kommt die in der Vorlage versteckte Kapitalismuskritik im Film etwas zu kurz. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil. Mit atemberaubendem Tempo jagt er die Zuschauer auf technisch hohem Niveau (z.B. gleiten dem Sprecher geschriebene Worte aus dem Mund) mit und ohne Zoom durch das Gelände der Großstadt (mal aus der Vogelperspektive, mal Streetview). Inhaltlich ähnlich prall gefüllt und mit einem Spitzenensemble besetzt, betont Luhrmann eher die Lovestory und den Hahnenkampf um Daisy (Carey Mulligan). Bisweilen trägt das Ambiente märchenhafte Züge mit einem Sidestep zum Grotesken. Dabei tritt der große Gatsby (Leonardo DiCaprio) erst nach einer halben Stunde in Erscheinung. Doch wir hören von vielen Gerüchten über ihn: ‘Spion, Attentäter, Oxford Man und reich wie Gott‘. Oder Volkes Stimme meint ‘Er ist ein Cousin von Kaiser Wilhelm, sie wissen schon dem deutschen König‘. Luhrmann stimmt mit Fitzgerald vollkommen überein bei der Beschreibung der hohlen Schicki-Micki Gesellschaft, in der das Leben eine Party ist. Und das ist eine zeitlose Binsenweisheit. Und als Antipode zum großen Gatsby verkörpert Tobey Maguire (Nick) den freundlichen unschuldigen Claqueur, den der große Gott wohl braucht. Eindrucksvoll ist auch der Schluss des Films, bei dem wir uns nach dem ganzen Trubel auf die Einsamkeit des Individuums konzentrieren können. Und was bleibt? Manch einer bleibt halt auf der Strecke. Neben Jay Gatsby ist in diesem Gesellschaftsporträt noch besonders erwähnenswert Myrtle (Isla Fisher), eine Konkurrentin von Daisy. Der Film ist ein einziges Fest. Trotz der Golden Twenties passt er ins 21. Jahrhundert.
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    29.02.2016
    13:53 Uhr
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    Ol' Sports

    Baz Luhrman bringt mit The Great Gatsby ein opulentes und buntes Werk auf die Leinwand, dass aber dann doch irgendwie auf der Strecke bleibt.
    In einem perfekten zwanziger Jahre Setting, dass neben der Musik auch die die Kostüme besticht, steht Jay Gatsby, der als Millionär und Lebemann verschrien ist und unglücklich verliebt ist.Im Laufe des Films kommt es zu Liebe, Eifersucht und Neid. Alles farbenfroh und opulent inszeniert. Das Flair der zwanziger, mit dem Glauben, dass man mit Geld alles erreichen kann und ein morgen gibt es auch nicht, wurde wirklich gut eingefangen.

    Mein Problem mit dem Film ist, dass für mich die Story nicht wirklich fahrt aufgenommen hat. Zwar sind immer wieder treibende Momente, dennoch bleibt für mich irgendetwas auf dem Weg liegen.
    Leonardo DiCaprio besticht im englischen original Ton durch seinen gespielten Akzent, der zwar gut gemacht ist, jedoch bekommt man nach dem 30sten ol' sports einfach nur Aggressionen. Es kann natürlich sein, dass viele sich daran nicht so stören. Ich musste mich aber doch sehr zusammen reisen.

    The Great Gatsby bleibt für mich ein opulentes Werk, dass von einem anderen Regisseure, vor allem im Bezug auf die Story, wahrscheinlich besser aufbereitet worden wäre. Einzig bei den visuellen Eigenschaften des Filmes hätte es wohl keinen besseren geben könne, als Luhrman. Nur halt nicht für die Story.
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    17.04.2015
    23:12 Uhr
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    Wunderbarer Kostümfilm

    Eine opulentes Drama über Geld und Liebe.

    Jay Gatsby ist eine Legende, er feiert prachtvolle Feste in seiner riesigen Villa und ist berühmt für sein Leben in Saus und Braus. Aber kaum jemand hat Gatsby je gesehen. Nick Carraway ist New in Town, arbeitet an der Wallstreet und wohnt in direkter Nachbarschaft zu Gatsby. Sie lernen dich über Bekannte kennen und Jay bittet Nick, ihn mit dessen Cousine Daisy bekanntzumachen. Daisy ist verheiratet, hat nach einer zurückliegenden Beziehung mit Gatsby noch Gefühle für ihn und überlegt ihren Mann zu verlassen.

    Baz Luhrmann zeigt in The Great Gatsy die Opulenz der Roaring Twenties. Wo Geld keine Rolle spielte und alles um eine Dimension größer und wertvoller war.
    Wie schon in Moulin Rouge erhält die Handlung eine gewisse Surrealität und Übertriebenheit ohne zu weit in die Fantasie einzutauchen. Die Epoche wird durch Make-Up und Kostümbild zum Leben erweckt. Vor allem der Soundtrack ist hervorzuheben, aber dafür hat Luhrmann generell ein Gespür.

    Schauspielerisch zeigt auch hier wieder ein routinierter Leo DiCaprio sein Talent, wobei bis auf den Akzent entspricht die Rolle seinem Klassischen Schema, in dem er aber kaum zu übertreffen ist. Tobey Maguire überzeugt ebenso.

    Toller Film, gute Literaturverfilmung aber im Originalton sehr anstrengend. Nach dem Zwanzigsten "Ol' Sport" aus DiCaprios Mund wünscht man sich Ohropax herbei. Aber als Kostümfilm betrachtet garantiert der Film beste Unterhaltung.
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    08.02.2015
    18:49 Uhr
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    Der große Gatsby

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2013
    Eigentlich wollte ich mir noch das Buch von F. Scott Fitzgeralds aus dem Jahr 1925 vor dem Film lesen, habe ich aber leider zeitlich nicht geschafft. Der Eröffnungfilm der 66. Filmfestspiele von Cannes ist bereits die vierte Verfilmung des berühmten Romans – dieses Mal unter der Regie des Kinomagiers Baz Luhrman mit Tobey Maguire, Carey Mulligan und dem wunderbaren Leonardo DiCaprio als Jay Gatsby in den Hauptrollen. Was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist ein einziger Bilderrausch in 3D. Bin mir aber sicher, dass der Film aufgrund der interessanten Story auch auf 2D funktioniert!

    Der Film hat einige Schwächen, vor allem dann wenn Gatsby (wieder) eine Party schmeißt und wir in eine supergrelle, schrille, laute und endloswirkende Feier eingeladen werden. So entsteht das Gefühl eines etwas zu lang geratenen Films. Knapp 140 Minuten dauert „The Gatsby Show“. Das ist eindeutig um eine halbe Stunde zu lang. Der Rest ist ein knallbunter Bonbon mit visuellen Effekten, das in die wilden 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts entführt. Obwohl der Film eine Lovestory und das Geheimnis um Gatsby in den Vordergrund stellt, fällt für mich besonders etwas sehr positiv auf, nämlich die Darstellung des Sündenpools New York, das an aktuelle Probleme, Gründe und Folgen der jetzigen Finanzkrise erinnert. War F. Scott Fitzgerald gar ein Prophet? Es gibt eine Möglichkeit darauf eine Antwort zu finden – das Buch fertiglesen! Das werde ich tun.
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    15.05.2013
    23:59 Uhr
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    The Great Gatsby

    Exklusiv für Uncut
    F. Scott Fitzgeralds 1925 erschienener Roman “The Great Gatsby” zählt zu bedeutendsten literarischen Werken des vergangenen Jahrhunderts. Es handelt sich dabei um eine Charakterstudie gleichermaßen wie um einen genauen und scharfsinnigen Befund der amerikanischen Gesellschaft zu dieser Zeit. Die Ausgangssituation: Der geheimnisvolle Millionär Jay Gatsby (Leonardo di Caprio) zieht in die unmittelbare Nachbarschaft seiner mittlerweile verheirateten Jugendliebe Daisy (Carey Mulligan) und versucht durch glamouröse Feste auf seinem pompösen Anwesen ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Als das nicht funktioniert, setzt er ihren Cousin Nick (Tobey Maguire) als Vermittler ein, Nick, dem Gatsby auf Anhieb sympathisch ist, will ihm zwar helfen, hat bei der Sache allerdings kein gutes Gefühl…

    Regisseur Baz Luhrmann ist für seinen opulenten Stil und seine innovative Herangehensweise an historische Stoffe, bekannt. Wie schon in seinen früheren Werken „Romeo and Julia“ und „Moulin Rouge“ vertraut Luhrmann in seiner Umsetzung vor allem auf Bildkraft und Musik. Luhrmann steht nicht für biedermeierliche Rückschau auf eine vergangene Epoche, seine Arbeit ist frisch und modern, er stellt bewusst Analogien zur Gegenwart her, was sich besonders in den ausgewählten Songs zeigt. Hier hat er Künstler verpflichtet, die aktuell als „sophisticated“ gelten und die es durchwegs schaffen, den Geist der Zeit und die Stimmung der Vorlage in die heutige Gegenwart zu transponieren. Wenn Daisy, Nick und Gatsby sich am Strand treffen und die Zeit dabei vergessen, dann kann nur Lana del Rey dazu über die Vergänglichkeit der Liebe singen. Wenn Gatsby und Daisy mit seinem gelben Rolls Royce die Straßen von New York entlang rast, dann erzeugt „Love is blindness“ – interpretiert von Jack White – die passende Unruhe einer indifferenten Bedrohung. Dass Luhrmann seinen Film in 3D gedreht hat, ist nur die logische Folge. Er will die Zuseher an einem besonderen Ort haben und der ist für ihn mittendrin im Geschehen.

    Leonardo di Caprio ist über weite Strecken ein überzeugender Gatsby, wenn gleich es ihm leichter zu fallen scheint, dessen verletzliche und sensible Seite hervorzukehren. Gatsbys Abgründe hält di Caprio eher im Verborgenen. Carey Mulligan gelingt es, der eindimensionalen Daisy aus dem Buch etwas mehr an Ambivalenz zu geben. Tobey Maguire ist als Erzähler ideal besetzt, er schafft es, diese sehr unscheinbare Figur zu einem kritischen Chronisten und stetigen Mahner zu etablieren. Die Newcomer Elizabeth Debicki und Joel Edgerton fügen sich mühelos in das Ensemble und sind ihren Kollegen in den meisten Szenen zumindest ebenbürtig.

    Doch nicht alles ist Luhrmann mit dieser Neuinterpretation gelungen: der erste Teil des Films mit den ausufernden Partyszenen erscheint zu lange und redundant. Hier wäre es hilfreich gewesen, der Vorlage etwas weniger sklavisch zu folgen und zu komprimieren, das ist eine Spur zuviel hipper Dekadenz, die etwas ermüdend wirkt. Die zweite Schwäche ist inhaltlicher Natur – so richtig schlau wird man aus Gatsby nämlich auch nach 142 Filmminuten nicht. Doch fairerweise muss man dazu anmerken, dass Fitzgeralds Roman selbst sehr viel offen lässt. Die Leerstellen füllt Luhrmann nicht aus und als Zuseher kann man das entweder als Unsicherheit und damit als Schwäche der Regie werten oder auch als bewussten Akt, um der Interpretation des Zusehers nicht vorzugreifen. Tatsache ist, dass die Figur Gatsby einen nach dem Film nicht so schnell loslässt, er übt eine ganz eigenartige Faszination auf den Zuseher aus.

    Alles in allem „The Great Gatsby“ ist ein wuchtiges Kinoerlebnis, für das Baz Luhrmann und sein Team in jeder einzelnen Szene das Maximum anstreben und das Medium Film optimal ausnutzen – von Vorteil ist es für den Filmgenuss aber sicherlich, Luhrmanns Stil prinzipiell wohlwollend gegenüberzustehen.

    And that’s it for now, old sports!
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    14.05.2013
    14:17 Uhr
    • Bewertung

      Toll geschrieben!

      Vor allem im letzten Absatz bringst Du es perfekt auf den Punkt: "... in jeder einzelnen Szene das Maxium anstreben und das Medium ... ausnutzen." Etwas Mittelmäßiges ist herausgekommen, wenn auch Gold glänzend und prächtig. :-)
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      14.05.2013
      15:21 Uhr