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    Die arme Sau

    Die Grundsituation ist eine gute Ausgangslage für eine pralle Komödie. Jafaar (Sasson Gabay von ‘Der Band von nebenan‘) ein armer palästinensischer Fischer hat eines Tages ein Schwein im Netz. Sein ‘Big‘, wie er es nennt, weil er fließend Englisch spricht, will er notgedrungen an die Israelis verkaufen. Er macht Geschäfte mit der israelischen Siedlerin Yelena (Myriam Tekaia) durch den Maschendrahtzaun, der er das Sperma des Ebers verkauft. Wenn keins zur Hand, geht es auch mit dem eigenen. Da ist jede Menge Situationskomik drin. Und oberflächlich betrachtet ist das auch alles saukomisch. Aber je mehr man vom Alltag in bewachten Gazastreifen mitbekommt, desto skurriler wird die Lage. Der israelische Militärposten auf Jafaars Dach z.B. oder der Soldat , der zwecks Potenzsteigerung das Zeug trinkt.
    Wenn Jafaar zum Selbstmordattentäter mutiert, wird es wieder realistisch. Auch wenn der Anschlag misslingt wird er zum Märtyrer. Bei der Suche nach dem Schwein (inzwischen zur Tarnung in ein Schafsfell gehüllt) gehen Israelis und Palästinenser gemeinsam eine Grenzlinie entlang. Beide Seiten verabscheuen das unreine Tier. Das Ende ist wieder visionär: Jafaar, seine Frau und Yelena machen eine Bootsfahrt in ein fernes Land und gehen doch wieder in Gaza an Land. Ein gemeinsamer Tanz mit Kriegskrüppeln und einem hoffungsvollen Gedicht bilden den Schluss: ‘Die Zukunft ähnelt dieser Nacht. Gemeinsam brechen wir einen neuen Himmel auf‘.‘ Das ist leider ganz weit weg von der Realität. Leider. Eindrucksvolle Einsichten in den Alltag in Gaza mit Grenzsituationen, die Jafaar in der Manier des braven Soldaten Schwejk meistert.
    Trotz oder wegen der Komik so informativ und wichtig!
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    24.11.2014
    13:52 Uhr