Lawless versucht mit einem äußerst bekannten Cast - Tom Hardy, Jason Clarke, Shia LaBeouf, Gary Oldman, Jessica Chastain und Mia Wasikowska - zu trumpfen, bleibt im Endeffekt jedoch nur ein grundsolides Gangsterdrama.
Die Geschichte des Films ist einfach und schnell erzählt: Drei Brüder handeln mit Alkohol und ein Gesetzeshüter versucht sie daran zu hindern. Die Handlung ist ebenfalls sehr vorhersehbar, es passiert nichts, was es nicht schon in anderen Filmen dieses Genres geben würde. Regisseur John Hillcoat bedient sich zahlreichen Gangster-Motiven, wie z.B. spannungsgeladenen Familienverhältnissen, der Frage nach Treue und Vertrauen etc., die man bereits aus Serien zur Prohibitionsära wie Boardwalk Empire kennt. Auch die Protagonisten entsprechen absoluten Klischeetypen: Tom Hardy als der brutale, stille Stoiker, Jason Clarke als der chaotische Trunkenbold und Shia LaBeouf als der unbeholfene, aber clevere Bursche. Guy Pearce als Antagonist verkörpert ebenfalls einen Prototypen. Nämlich einen derart widerlichen und furchteinflößenden Bundesagenten, den man eigentlich nur grauenvoll leiden sehen will. Daher lässt sich ein weiteres oft benutztes Gangster-Motiv ableiten: Der Gesetzeshüter wird als so unmenschlich dargestellt, dass man sich als Zuschauer auf die Seite der eigentlich kriminellen Hauptcharaktere schlägt.
Was den Film jedoch extrem sehenswert macht, sind einerseits die fantastischen schauspielerischen Leistungen. Guy Pearce liefert hier eine geradezu geniale Performance ab, man kann nicht anders als seinen Charakter zu verabscheuen. Auch die drei Brüder werden von den entsprechenden Schauspielern perfekt dargestellt. Selbst Shia LaBeouf, den ich aufgrund der Transformers-Reihe nicht besonders ernst nahm, überzeugt hier als Jack Bondurant. Etwas schade ist jedoch die Talentverschwendung von Jessica Chastain, Mia Wasikowsa und Gary Oldman, da deren Rollen im Film wirklich von jedem x-belieben Schauspieler übernommen hätten werden können. Vor allem Gary Oldmans Charakter kommt kaum vor, von dem ich gerne mehr gesehen hätte, aber wenigstens hatte er den wirklich aller besten „ersten Auftritt“ bzw. „Charaktereinführung“ in dem Film.
Auf der anderen Seite kann Lawless mit seinen beeindruckenden Bildern, dem fabelhaftem Setting in dieser Zeitperiode und den hervorragend gefilmten Action-Szenen glänzen. Die Landschaften von Georgia (USA) sind hier perfekt in Szene gesetzt: die einsamen weiten Felder, vereinzelte riesengroße Bäume auf den Weiden sowie wunderschöne Wälder und Täler. Ebenso grandios getroffen wurde der grimmig-schaurige Ton der Prohibitionsära. Während des Schauens fühlt man sich wirklich so, als wäre man in den 1930er Jahren. Die Action-Szenen sind großartig gefilmt. Vor allem der letzte Gun-Showdown im Film, mit den schnellen Wechseln zwischen unterschiedlichsten Perspektiven, zeigt eine tolle Kameraführung.
Wer sich einen originellen Gangsterfilm mit absolut unerwarteten Wendungen und Überraschungen erhofft, wird hier vermutlich enttäuscht werden. Wer aber fabelhafte schauspielerische Leistungen, eindrucksvolle Bilder und spannende Action-Szenen erwartet, ist mit Lawless mehr als gut bedient.