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    Der arbeitslose Räuber

    Der Titel verleitet die Oldies zum Lossingen und bei entsprechender Musik machen sie Tanzschritte zum Blues ‘zwei links, eins rechts‘. Inhaltlich passt der Song von Pascal Danel natürlich besser zu Henry Kings gleichnamigem Film. Hier ist er nur Ausdruck der französischen Lebensweise (‘Savoir vivre‘). Robert Guédiguian hat nicht nur wieder eine Liebeserklärung an Marseille (immer wieder Hafenansichten) und die Arbeiter dieser Stadt gemacht, sondern einen eindringlichen Appell an Solidarität formuliert. Und das tut er in unglaublicher Konsequenz: der Arbeitslose Michel (Jean-Pierre Darroussin) und seine Frau Marie-Claire (Ariane Ascaride) werden von einem ebenfalls arbeitslosen, allein erziehenden Kollegen überfallen und ausgeraubt. Es folgt eine unglaubliche Reaktion der Betroffenen, unaufdringlich untermauert mit Hinweisen auf den großen Jean Jaurès. Keineswegs langweilig, sondern ernsthaft zwar, aber mit viel Witz und warmherzigem Charme (z.B. Telefonat: ‘Schläfst du noch?‘ – ‘Nein, ich rede im Schlaf!‘). Der Film zeigt Verständnis für beide Seiten und erfreut mit kleinen Details. Bei so viel Solidarität kann einem eigentlich fast nichts passieren. Man muss es halt dem Zuschauer und im Film den eigenen erwachsenen Kindern erklären.
    Verblüffend in der Konsequenz; grenzüberschreitend regt der Film zum Nachdenken an. Hass und Rache waren gestern, heute in der globalisierten Welt hilft nur Solidarität.
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    26.05.2013
    18:44 Uhr