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    Sie hieß Sarah

    Ein selten erwähntes Kapitel der französischen Geschichte aus der Zeit der Nazi Besetzung. Hier wurden von der französischen Polizei 1942 Massenverhaftungen (Razzia des Wintervelodroms) unter der jüdischen Bevölkerung durchgeführt.
    Die Familie Starzynski wird verhaftet, die kleine Sarah (eindrucksvoll Melusine Mayance) will ihren Bruder retten und sperrt ihn in einem Wandschrank ein. Ein tödlicher Fehler, der sie ein Leben lang verfolgen wird. Über 60 Jahre später will die Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas) eine Wohnung mieten und stößt bei ihren Recherchen auf die Geschichte von Sarah, die überlebt hat und nach Amerika ausgewandert ist.
    Die Handlung springt zwischen 1942 und 2009 hin und her und beleuchtet die weitere Entwicklung der Familie. Das wird sowohl spannend als auch bewegend erzählt. Das Wachpersonal im Lager hat nicht die deutsche verbohrte Gründlichkeit, sodass die kleine Sarah fliehen kann.
    Die Recherchen von Julia gestalten sich zunehmend schwieriger, weil sie schwanger ist und sich von ihrem Mann trennt.
    Aber auch das unverständliche Schweigen über das Familiengeheimnis geht über Generationen weiter. Fast hätte Julia Sarah in Amerika gefunden, da zeigt sich eine überraschende Wendung in ihrem Schicksal. Und auch ihr Sohn William (Aidan Quinn) braucht etwas Anlaufzeit, bis er sich zu seinen Vorfahren bekennt.
    Ein bewegendes Drama, etwas komplex erzählt. Die Zeitsprünge sind wichtig aber auch nicht immer gleich klar: z.B. die unterschiedlichen Mieter und Julias Schwiegereltern nehmen nicht viel von der Spannung weg, zwingen nur genauer hinzuschauen und einzuordnen.
    Insgesamt ein toller Film, der die Zeitschranken überwindet und die Tradition von Schuld dem Vergessen entreißt. Ein Film der belegt, dass es zwischen Geschichte und Zeitgeschichte einen Zusammenhang gibt. Sollte man gesehen haben.
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    20.07.2016
    18:54 Uhr