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    Gender meets Japan-Pop und Teenieromanze


    Der erste Film der 25-jährigen japanischen Regisseurin Kimura Shoko ist eine fantasievoll naive Fabel vom Erwachsenwerden, Identitätsfindung und dem übergroßen Verlangen nach dem anderen Menschen. Teenagermädchen Tsubara verbringt seine Schulstunden gebannt von ihrem unbeholfenen schüchternen Biologielehrer, während der Rest der Klasse ihn lärmend schlicht ignoriert. Jede seiner Handlungen und Ticks wird minutiös notiert und aufgezeichnet. Als es ihr schließlich gelingt, ihn – mehr zu überwältigen denn zu verführen, setzt die eigentliche Handlung ein. Denn auf wundersame Weise ist Tsubaras Traum von der völligen Verschmelzung wahr geworden, und die Geschlechtsorgane der beiden sind vertauscht. Panisch und voller Scham suchen sie Zuflucht in einem abgelegenen Haus des Lehrers Madoka. Dort stoßen noch nacheinander die Freunde En und deren Verehrer hinzu, und die Verwicklungen scheinen kein Ende nehmen zu wollen...

    Das Publikum auf der Berlinale ist amüsiert, und wirklich sind manche der überzeichneten Stereotypien aus dem Fundus der Popkultur recht bezaubernd. Die Dialoge, die Regisseurin zeichnet auch für das Drehbuch verantwortlich, sind stellenweise poetisch auf eine Weise, wie sie vielleicht einem reflektierteren europäischen Kino und dessen analytischem Zugang gar nicht möglich wäre. Anderes, wie der „Soundtrack“, der einem handypiepsigen Kinderkeyboard entstammen dürfte, zerren aber all zu sehr an den Nerven. Wer also aufgrund der Handlung ein hintergründiges, gar queeres Spiel mit Geschlechterrollen erwartet, wird ganz sicher nicht auf seine Kosten kommen. Für Liebhaber von japanischer Populärkultur ist diese etwas andere Coming-Of-Age-Komödie aber durchaus zu empfehlen.
    20.02.2012
    17:13 Uhr