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    Investigativer Top-Journalismus als mäßiger Dokumentarfilm


    Die Behauptung seitens Politik und Justiz, dass bei rechtsextremistischen Konzerten ohnehin sehr strikt kontrolliert und im Falle einer Gesetzesüberschreitung prompt reagiert werde, weist „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ entschieden zurück. Sieg-Heil-Geschrei, Ausländer-, juden- und sonstwie-feindliche Lyrics, illegale Symbole: All das findet sich bei jedem exzessiven Konzert der rechtsradikalen Szene, bei denen sich der Journalist Thomas Kuban undercover aufhielt und mit einer versteckten Kamera mitfilmte. Er muss dabei viele Checkpoints passieren, um überhaupt dorthin zu kommen - die Informationen über solche Veranstaltungen finden nur diejenigen, die es unbedingt finden wollen. Die Bilder, die Kuban dabei mitgenommen und die Regisseur Peter Ohlendorf nun in einen Dokumentarfilm eingebettet hat, sind schockierend. Kein Wunder, dass sie sich gut an Magazine wie Spiegel TV verkauft haben und dass erst mit der Ausstrahlung im Fernsehen in so manchen Kreisen der Politik das Problem ernstgenommen wurde. Einen Kinofilm daraus zu machen ist, im Hinblick auf Aufklärung und Information, sicher ein richtiges Unterfangen. Das Resultat dabei ist jedoch zu sehr eine Fernsehreportage als ein eigenständiger Dokumentarfilm. Die Momente, in denen sich „Blut muss fließen“ vom investigativen Journalismus entfernt und versucht, ein eigenständiger Dokumentarfilm in einer eigenständigen Filmsprache zu sein, scheitern insofern, als dass sie nur Thomas Kuban in seiner Inkognito-Maske zeigen wie er von einem Ort zum nächsten fährt oder bestenfalls in einer Pressekonferenz des Bayrischen Innenministeriums die Politiker direkt anprangert, nichts dagegen zu unternehmen. All dies ist legitim, doch der Film kratzt letztens zu sehr an der Oberfläche eines reinen Darstellens der Szene und hinterfragt die Figuren, die portraitiert werden, nie. Einer der stärksten Momente des Films ist ein Besuch bei einem CD-Händler, der sich auf Rock aus der rechten Szene spezialisiert hat und auch, natürlich ohne sich zu erkennen zu geben, die in Deuschland als illegal deklarierten Platten aus seinem Hinterzimmer holt. Hier kommt man nämlich am nähesten an diese Menschen ran, die in den restlichen Bildern das bleiben, was man sich erwartet hat: Eine nationalistische, schreiende, brutale Masse, die das Dritte Reich in ihrer Musik heraufbeschwören möchte. Sicherlich muss dagegen etwas unternommen werden und Ohlendorfs Film könnte dabei auch helfen – als politisches Statement und investigativer Journalismus geradezu ideal, als Dokumentarfilm, der etwas eigenständiges erzählt, großteils zu oberflächlich.
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    20.02.2012
    23:15 Uhr