Forum zu Parada

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    Gay Pride Parade

    Allein schon die Geldquellen für diesen Film sind symptomatisch: eine serbisch-kroatisch-slowenisch-mazedonisch-montenegrinische Koproduktion und ein Serbe führt Regie. Ausgangspunkt für diese Völkerverständigung ist eine Fahrt des schwulen Tierarztes Radmilo (Milos Samolov) und des Machos Limun (Nikola Kojo) zu den Kumpels, um eine Schutztruppe für die Gay-Parade zusammenzustellen. Hier können beide Seiten die ganze Palette der Klischees abarbeiten. Dabei kommt es zu urkomischen Situationen aber auch zu unerwarteten Verbrüderungen unter ehemaligen Gegnern von Tschetniks und Ustascha. Man umarmt sich schulterklopfend ‘Scheißserbe!‘ und ‘Albanerschwein!‘ Eines ist latent vorhanden: eine freundliche Geste kann jederzeit zu einer Brutalität führen. Dafür steht Limun. Es geht ans Eingemachte, wenn er sich mit seiner stürmischen Zweitfrau herumschlägt oder sich von seinem erwachsenen Sohn eine blutige Nase holt. Der Tierarzt wird von Limun zum ‘normalen Menschen‘ umerzogen. Die ganze Truppe geht zur Gay-Parade und wird prompt vermöbelt. Im Abspann erfahren wir von ähnlichen Ausschreitungen gegen Homosexuelle und das ist nicht mehr lustig sondern leider im ganzen Ostblock traurige Realität. Stellvertretend eine Massenprügelei im Hinterhof (‘Schwuchtelschweine ihr seid tot!‘)
    Somit zeigt der preisgekrönte Film die aktuellen Schwierigkeiten aber auch dem Mut sich durchzusetzen. Man lacht hier nicht über die Schwulen, man lacht mit ihnen.
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    12.02.2015
    18:56 Uhr
  • Bewertung

    Stereotypische Komödie gegen Stereotypen


    Am Balkan ist die Organisation einer Schwulenparade ein Ding der Unmöglichkeit. Die staatliche Genehmigung zu bekommen ist sehr schwer, Polizeischutz oder dergleichen zu beanspruchen ebenso. Die Anfeindungen finden nicht nur von Seiten der vielen rechten Organisationen statt, sondern auch von staatlicher Instanz. Homophobie ist am Balkan weitgehend Norm, gay-pride-Unterstützung herrscht nur in Nischenbereichen.

    Dass sich ein Regisseur dieses Themas annimmt, war nur eine Frage der Zeit. Und nun erzählt „Parada“ die Geschichte von einem schwulen Tierarzt, dessen Freund mit anderen Gleichgesinnten eine Pride-Parade in Belgrad veranstalten möchte und dabei auf die Hilfe eines ehemaligen serbischen Kriegsverbrechers angewiesen sind. Wem dies nicht schon absurd genug ist, der kann sich auf den dritten Akt freuen: Dieser Kriegsverbrecher und der Tierarzt fahren quer durch das ehemalige Jugoslawien, um Kameraden aus dem Krieg (von ehemals verfeindeten Ländern) für dieses Unternehmen zu rekrutieren. Die Komödie funktioniert über weite Strecken sehr gut und erklärt daneben auch, wie Homophobie in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien sich jeweils äußert. Problematisch ist der Film aber insofern, als dass er nahezu ausschließlich klischeehafte Figuren in den Rollen der Homosexuellen plaziert: Der Tierarzt mit dem rosa Mini Cooper (und dem Hello-Kitty-Schlüsselanhänger), der schwule Brautmoden-Designer – schwul-konnotierte Codes wohin das Auge reicht. Zwar können stereotypische Figuren gerade in Komödien die richtige Wahl sein, doch im Falle von „Parada“ ist dies ein großer Faux Pas, da das potentiell homophobe Publikum ohnehin nur die Bilder zu sehen bekommt, die es auch erwartet. Der gute Wille der Filmemacher soll hier nicht abgestreitet werden. Das bedeutungsschwangere Ende für mehr Toleranz könnte vielleicht sogar einwenig Umdenken (am Balkan) bewirken, der große Kinoerfolg dort stimmt zuversichtlich.
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    13.02.2012
    23:52 Uhr