Forum zu Oktober

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    Unzensiertes Eisenstein-Revival


    10 Jahre Oktoberrevolution, ein Grund zum Feiern! Wen sollen die sowjetischen Behörden um ein filmisches Manifest zu diesem historischen Ereignis bitten, wenn nicht Sergej Eisenstein, dessen „Panzerkreuzer Potemkin“ die Filmgeschichte ab dem Moment seines Entstehens massiv beeinflusst hat? 1927 kam „Oktjabr“ ins Kino, wurde aber bald von der Zensurbehörde wieder von den Spielplänen genommen. Die Partei spielte keine große Rolle im Film, der Darsteller des Lenins habe „unintelligente Augen“ und die pre-revolutionäre Bourgeoise werde als zu human dargestellt.

    Welch Glück, dass sich Restoratoren und Archivare dieser Welt zusammengeschlossen haben um die ursprüngliche Fassung von „Oktjabr“, einschließlich der eigens komponierten Filmmusik, wieder herzustellen! Zwei Jahre nach „Panzerkreuzer Potemkin“ entstanden, zeigt der Film eine eindeutige Weiterentwicklung des Meisters der Montage. Bildgewaltige Symbole, offensichtliche Metaphern, die von Arm und Reich erzählen, das Verhältnis von Individuum zur Masse et vice versa: All diese Themen kulminieren in einer rasanten Schnittfolge, die damals ihresgleichen suchte. Auch ist „Oktjabr“ das Paradebeispiel für die (Menschen)masse als Protagonisten. Hier wird die Geschichte von Millionen erzählt (relativierter: 50.000 Statisten arbeiteten an Eisensteins Klassiker) – und das, ganz im Sinne Eisensteins und der Politik, der er untergeben war, durch Menschenmengen und nicht anhand einzelner Schicksale.

    Dem Berlinale Special sei Dank, konnte man diesen Film im Rahmen der 62. Berlinale 2012 begleitet vom Radio-Sinfonieorchester Berlin erleben. Auf DVD erzielt der Film wohl nur die halbe Wirkung – verpassen sollte man ihn in dieser Fassung aber auf keinen Fall.
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    10.02.2012
    23:53 Uhr