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80% Bewertung
  • Das Kind von da oben

    Der zweite Film von Ursula Meier ist durchdachter und daher auch eindrucksvoller als ihr Erstling. Der 12jährige Simon (Kacey Mottet Klein), der unten im Tal in einem seelenlosen Hochhaus wohnt, fährt ins Skigebiet hinauf auf den Berg und klaut den reichen Touristen ihre Ausrüstung. Damit verdient er für sich und seine ‘Schwester‘ Louise (Léa Seydoux) den gemeinsamen Lebensunterhalt.
    Diese Ausgangssituation wird dramaturgisch gesteigert durch diverse Probleme, die der Job für Simon mit sich bringt. Gleichzeitig erhöht aber auch die menschliche Seite der Geschichte ihre Schlagzahl. Louise gesteht, dass für sie Simon seit 12 Jahren ein Klotz am Bein war. Zweifel an dem angeblichen Bruder-Schwester Verhältnis kommen auf.
    Hier liegt die Stärke des Films. Während Simon unter der Einsamkeit leidet und erst am Ende unter Tränen seine verletzte Seele offenbart, ist Louise alles andere als eine Mutter. Diese Rolle hat sie immer schon abgelehnt und dabei bleibt es auch. Meier schildert auch Ansätze der Verwahrlosung des sonderbaren Pärchens. Die lokale Differenz von unten (wo die Armen wohnen) und oben (die Reichen) ist eine ebenso geistreiche Facette wie das Ende: Simon und Louise in zwei gegenläufig fahrenden Gondeln. Die Welt der Reichen wird kurz aber eindrucksvoll von Gillian-Akte-X- Anderson verkörpert.
    Plot und Schauspieler überzeugen. Das wunderschöne, winterliche Panorama dient als Kontrast zum menschlichen Drama.
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    30.11.2012
    11:55 Uhr
  • Bewertung

    Portrait eines 12-jährigen Kleinkriminellen.


    „L’enfant d’en haut“ ist der zweite Spielfilm der schweizer Regisseurin Ursula Meier. Es handelt sich um die Geschichte des 12-jährigen Simon, der in einem Skigebiet Touristen bestehlen muss, um seinen Lebensunterhalt und den seiner fast doppelt so alten Schwester finanzieren zu können. Die Eltern der beiden sind schon lange tot.

    Der Film ist eine spannende Charakterstudie über Simon und die Kämpfe, die er zu bestreiten hat. So sind seine Handlungen sowohl durch den Kampf ums Überleben, als auch durch die Kämpfe um Liebe, Zuneigung und Freundschaft motiviert. Auch seine einkommenslose Schwester treibt sich lieber mit fremden Männern herum, als sich mit Simon zu beschäftigen. Simon musste somit schon früh in seinem Leben Verantwortung übernehmen und durfte nie wirklich Kind sein. Der Weg in die Kriminalität scheint als einzig logischer Weg für den Jungen, von dem er keine Möglichkeit hat abzuweichen. Ursula Meier schaffte es in dieser ungewöhnlichen Geschichte viel Verständnis für Simon aufzubringen. Die Kamera begleitet den heranwachsenden auf Schritt und Tritt und als Zuseher versteht man Simon. Man versteht seine Handlungen und man kann tief in die verzweifelte Seele des verstörten Kindes blicken. Denn auch, wenn er sich nach außen bereits wie ein Erwachsener gibt, hat er tief in seinem inneren dieselben Bedürfnisse, wie jedes andere Kind auch. Der Film ist ein ausgeglichenes Gesamtpaket bei dem Schauspiel, Regie und Drehbuch gleichermaßen überzeugen können.
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    13.02.2012
    23:56 Uhr