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    Originelle Shakespeareinterpretation


    Die italienischen Regiebrüder Paolo und Vittorio Taviani sind mittlerweile schon ziemlich in die Jahre gekommen. Das Duo feierte vor allem in den 70ern und 80ern mit Filmen wie z.B. „Padre padrone“ und „La notte di San Lorenzo“ große Erfolge. Mit ihrer Mischung aus italienischem Neorealismus und den Marx-Brothers, räumten sie zahlreiche Preise in Cannes & Co ab. Realitätsnähe an der Grenze zum Absurden lautet stets das Erfolgsrezept.

    Bei „Cesare deve morire“ machen sie in Sachen Authentizität jedoch noch einen weiteren Schritt, der in der Filmgeschichte wohl noch nicht allzu oft gegangen wurde: Sie drehen einen Film in einem echten italienischen Gefängnis. Bei den Schauspielern handelt es sich um echte Häftlinge. „In diesen Menschen stecken Gefühle, die ein ‚normaler’ Schauspieler so gar nicht kenn“, meint Vittorio Taviani auf der Berlinale-Pressekonverenz.

    Bei „Cesare deve morire“ handelt es sich um eine der originellsten Shakespeareinterpretationen im Kino. Der Film begleitet eine Gruppe von Häftlingen, die das Theaterstück „Julius Cäsar“ einproben. Somit setzt sich der Film so gut wie ausschließlich aus Dialogen aus dem Bühnenwerk zusammen. Dennoch kann man sehr viel über die einzelnen Charaktere und die vielen individuellen Geschichten der Häftlinge heraus lesen – alles nur durch das Zuhören, wie diese Shakespeares Textpassagen interpretieren. Man fühlt, wie sie durch den Kontakt mit der Kunst einen Hauch von Freiheit verspüren. Ein Glücksgefühl, ausgelöst durch den Kontakt mit Shakespeares fiktiver Welt. Entgegen der Erwartungen, kann man in vielen Szenen des Films auch herzhaft lachen. Es ist jedoch kein respektloses Lachen den Häftlingen gegenüber, sondern ein Lachen aus Sympathie zu diesen Menschen, die man in diesem Film auf ungewöhnliche Art und Weise kennen lernt. Wichtig zu erwähnen ist auch noch, dass Ästhetik und Power des über weite Strecken in Schwarz-Weiß gehaltenen Werkes auch wunderbar funktionieren, wenn man von der Produktionsgeschichte des Films keine Ahnung hat.
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    11.02.2012
    23:55 Uhr