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4 Bewertungen
86.3% Bewertung
  • Bewertung

    Republikflucht

    Drei Gründe sprechen dafür, dass dieser Film eine Klasse für sich ist. Er trifft punktgenau die Atmosphäre in einem totalitären Staat. Und das bezieht sich nicht nur auf die frühere DDR, sondern kann generell gelten. Dann sehen wir mit Nina Hoss in der Titelrolle eine hervorragende Hauptdarstellerin. Getoppt wird das Ganze durch einen Schluss, der sowohl völlig unerwartet kommt, als auch ein Plädoyer für Opferbereitschaft bis zur Selbstverleugnung ist und damit einen ideell hochstehenden Wert beansprucht und über den eigenen Tellerrand der Vorteilssuche hinausgeht.
    Die Menschen sind extrem wortkarg, sehr zurückhaltend und verschlossen. Sie sind misstrauisch und selbst die Natur scheint feindlich zu sein. (stürmische Winde). Nach einer halben Stunde fällt das erste klärende Wort ‘Ausreiseantrag‘. Es folgen weitere Anspielungen bis der Zuschauer erkennt, es geht hier um das DDR-Thema Nummer 1 ‘Republikflucht‘.
    Abgeleitet von der zentralen Figur Barbara speist sich die Spannung aus mehreren Quellen: Kollege Reiser (Ronald Zehrfeld) zwischen Liebe und Stasimitarbeit?! Später terminliche Überschneidungen: Operationsassistenz oder Fluchtplan?! Dazu immer wieder die schikanösen Hausdurchsuchungen.
    Petzold beweist einmal mehr sein Talent mit der überraschenden Wende am Ende gefolgt vom schweigenden sich Gegenübersitzen von Barbara und Dr. Reiser. Man spürt was sie durchmachen… Zeitlos, spannend, wertvoll.
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    10.04.2014
    10:45 Uhr
  • Bewertung

    Wahnsinnsfilm ....

    ... den ich mir hier angesehen hab, dank Uncut (danke für den KIZ-Gutschein).
    Äußerst ausdrucksstarke Bilder, eine auch für routinierte Augen nicht leicht vorauszusehende Story und ein Ende, welches das gesamte letzte Filmdrittel in einem anderen Licht erscheinen lässt.
    Ich war begeistert - äußerst empfehlenswerte Story bei teilweise überragender schauspielerischer Leistung und guter Regie.
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    16.04.2012
    22:59 Uhr
  • Bewertung

    Barbara


    In diesem DDR-Drama steht die Geschichte einer Ärztin im Mittelpunkt, die zu ihrem Liebsten in den Westen fliehen will. Doch als sie einen Ausreiseantrag stellt, wird sie in die Provinz strafversetzt. Emotional kalt und scheinbar unfähig zu jeglicher sozialen Interaktion, tritt sie ihre Stelle an. Egal wo sie ist – in diesem Film wirkt sie überall wie ein Fremdkörper, den ihre Umgebung sofort wieder abstoßen will: Ein Petzold-typisches Stilmittel, mit dem er seine Charaktere wie Gespenster durch ihr Leben gleiten lässt. Gleichzeitig ist sie aber in dieser feindseligen Umgebung gefangen und ist gezwungen ihr Leben dort zu verbringen. Petzolds Lieblingsschauspielerin Nina Hoss scheint perfekt für diese Rolle zu sein. Gekonnt verkörpert sie die Fremde, die wie ein Tier im Käfig ein Leben in ständiger Überwachung lebt. Von der Nachbarin, bis hin zu den Arbeitskollegen ist jeder ein potentieller Spitzel. Eine filmische Darstellungsweise, die ein meist negatives Bild von den Zuständen in der DDR zeichnet. Denn auch, wenn die Menschen durchaus sympathisch und liebenswert dargestellt werden, ist es doch eine westliche Sicht auf eine rückständige Gesellschaft voll Überwachung und Angst. Dennoch trifft man auch hier auf schöne Details im Alltag und auf Menschlichkeit. Die eingefügte Fluchtgeschichte spielt jedoch etwas zu offensichtlich auf die Missstände in der DDR an. Einiges wirkt klischeehaft und so, als wolle Petzold gezwungen politisch sein. Trotz allem ein guter Film, bei dem man sich aber seine Zeit nehmen muss, um die Geschichte im Kopf weiterleben zu lassen.
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    11.02.2012
    23:56 Uhr