"...lust auf ein abenteuer?"
für scorsese kann "abenteuer" nur eins bedeuten: das eintauchen in die magische welt des films – eine weiße leinwand, eine rakete fliegt mitten ins auge des mondes; ein zug der in den bahnhof einfährt, mitten in die zuschauermenge hineinzurasen scheint; zauberwesen im übergroßen aquarium, in bunten farben auf die leinwand geworfen – natürlich, auch damals schon, aber jeder kader in mühevollster, liebevollster handarbeit eingefärbt.
brian selznicks roman "die entdeckung des hugo cabret", der seinerseits durch ganze bildserien und typisch filmische stilmittel geradezu als "stummfilm aus papier" angesehen wird, gerät bei meister scorsese zu einer liebeserklärung an den film: "wenn du dich gefragt hast, woher die träume kommen – hier werden sie gemacht..." alte filmschnipsel werden eingestreut, sorgfältig restauriert und bar jeder patina, sorgsam aufgehübscht und modernen sehgewohnheiten angepasst, "die ankunft des zuges" wird für eine traumsequenz nachgedreht. allerdings rast der zug wirklich weiter, verlässt die gleise, rast durch die bahnhofshalle, passanten stieben zur seite, der zug durchbricht die mauern des geländes, bleibt zur hälfte in der luft hängen – denn das muss sein heutzutag: tolle effekte in 3D, die avatar alt aussehen lassen, gimmicks, gadgets, die spektakuläre bahnhofsarchitektur und ameisenkleine menschenmassen aus der vogelperspektive machen den film zu einem auf hochglanz polierten visuellen "ereignis", dem die technischen und inszenatorischen meisterleistungen anzusehen sind.
und wie passend – die einzige figur mit charme ist bei so viel investition in technische spielereien der mechanische mensch mit dem traurigen gesicht: ein metallenes konstrukt aus zahrädern und uhrwerken, das nur durch den richtigen schlüssel – ein herz! – zu rattern, ticken, schlagen beginnt, und nur so sein kreatives geheimnis preis gibt. scorsese scheint die metapher nicht verstanden zu haben.
fazit: leblose, hölzerne charaktere, eine omnipräsente, aber belanglose hintergrundmusik und ein bedeutungsloser plot ohne jeden charme und humor degradieren scorseses herzensprojekt zu einem mittelmäßigen, wenn auch technisch brillanten film.