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    Reise nach Finnland

    Regisseur Handloegten spielt mit der Zeitschiene und zwar recht intelligent. Anfangs mag es ja noch reichen, wenn er einer seiner Figuren den Satz in den Mund legt ‘Der Verstand kann keine Sache des Herzens erklären‘. Typisch Romantiker! Doch wie er dann die Handlung zeitlich mischt, wiederholt und neu knüpft macht eine Allerweltsgeschichte zu einer interessanten Psychostudie. Juliane (Nina Hoss großartig wie immer in ihrer ganzen weiblichen Mystik!) trägt den Film, in dem sie aus der Zeit fällt. Sie gerät in eine andere Umgebung mit lauter vertrauten Gesichtern. Es wird entblättert: zwei Männer gibt es: Philipp (Lars Eidinger) quasi ihr Mann und August (Mark Waschke) quasi ihr Zukünftiger. Und den Unfalltod ihrer Freundin Emily (Fritzi Haberlandt).
    Diese drei Pfähle stehen fest auf der Piste von Julianes Leben. Sie umfährt sie auch schon mal aus verschiedenen Richtungen. Mal erkennen sie sie (dann sind wir in der Vergangenheit), mal erkennen sie sie nicht, dann sind wir in der Zukunft oder Gegenwart.
    Die Zeitpfeile gehen in verschiedene Richtungen z:B. ‘Am 8. Mai werde ich mich in dich verlieben‘, schreibt Juliane August oder ‘Es gab eine Zeit, da waren wir ein Paar‘.
    Dramatisch wird es, als Juliane versucht in die Zukunft einzugreifen, weil sie die Vergangenheit kennt. Das geht natürlich schief. Aber sonst kann man sich die Liebesgeschichte zusammenreimen.
    Durch das Verlassen einer fest vorgegebenen Zeitebene verliert man die Bodenhaftung und schwebt mit den Akteuren für kurze Zeit davon, bis man mit Juliane und August wieder gemeinsam landet und das Fenster zum Sommer wieder schließt.
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    24.06.2015
    17:32 Uhr