Forum zu J. Edgar

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7 Bewertungen
75% Bewertung
  • Bewertung

    Der nützliche Kommunisten Hasser

    Eines kann man als bleibenden Eindruck von Edgar Hoover, dem Gründer des FBI festhalten und das hat Regisseur Clint Eastwood auch sehr gut herausgearbeitet: er war niemand der Everbody’s Darling war. Forsch in der Herangehensweise an Probleme, wobei alle Maßnahmen von einem direktiven Habitus begleitet waren. Dabei besaß er visionäre Eigenschaften und machte das FBI zu einer Spitzenorganisation. In den 60er Jahren leitete er mit Fingerabdrücken und geheimen Personallisten über jedermann ein erfolgreiches Management des Unternehmens ein und wurde zum mächtigsten Mann der USA. Der Film vernachlässigt keineswegs Edgars dunkle Seiten. Leo DiCaprio hier wieder Monsieur 2000 Volt. Lange Zeit konnte er seine latente Homosexualität verbergen, ebenso wie die emotionale Abhängigkeit von seiner Mutter Anne Marie (Judi Dench). Sein Verhältnis zu Helen Gandy (Noami Watts) zeigt seine Zerrissenheit besonders gut. Er baggert sie an, macht ihr sogar einen Heiratsantrag. Als das alles nicht fruchtet, macht er sie trotzdem zu seiner Sekretärin. Die Aufklärung der Entführung des Babys von Charles Lindbergh ist zwar für ihn ein Fiasko, kostet ihn aber nicht seine Karriere. So mächtig war er. Sein persönlicher Bonus war sein Hass auf Kommunisten. Und damit punktete er an der Seite von McCarthy. Was den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen betrifft, war er Machiavellist. Sein Tod bleibt optisch etwas distanziert. Es war der Abgang einer starken Persönlichkeit, die für viele andere große gearbeitet hatte: z.B. die Kennedy Brüder, Nixon, Martin Luther King., die ihn alle nicht mochten, aber brauchten. Und die düstere Atmosphäre des Films passt zum Hauptdarsteller wie die berühmte Faust…Obwohl es ein Farbfilm ist herrscht hier schwarz und dunkelgrau vor.
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    09.12.2021
    12:54 Uhr
  • Bewertung

    gute Rolle - gut abgeliefert

    Leonardo De Caprio in wieder einer großen Rolle kann man sagen! Er zeigt sein wahres Schauspietalent und kann sich sicher weitere Fans machen!
    Also als ich den Film auf sky ansah, dachte ich zuerst, nun ja politische Filme können schnell in die Hose gehen, aber es zeigt eine subversives Bild des Mannes Hoover und seiner Verstrickungen in das Zeitgeschehen, es werden viele Facetten gezeigt, auch wie schnell man von Macht berauscht sein kann und diese ausnutzen will - denn die immerwährende Frage stellt sich: wer überwacht eigentlich die Überwacher?
    Gutes Schauspielkönnen in einem ernsten und dennoch politisch sich auseinandersetzenden Film. Sehr gut.
    21.12.2012
    21:08 Uhr
  • Bewertung

    J. Edgar


    Clint Eastwood verfolgt bei seinem neuesten Werk ein ähnliches Konzept wie 2009, als er sich dem Leben von Nelson Mandela widmete. Eine herausragende Persönlichkeit verkörpert von einem großartigen Schauspieler. Kaum einer, der da im Vorfeld des Films nicht an einen Oscar für Morgan Freeman geglaubt hatte - daraus wurde es aber bekanntlich nichts. Diesmal heißen die scheinbaren Erfolgsgaranten J. Edgar Hoover und Leonardo DiCaprio - vielleicht klappt es ja diesmal mit einer Auszeichnung für den Hauptdarsteller.

    Der Rest des Films empfiehlt sich aber nur mit Einschränkungen für eine goldene Trophäe. Das Haar in der Suppe sind dabei die Ambivalenzen im Drehbuch von Oscargewinner Dustin Lance Black („Milk‟). Aber alles der Reihe nach: Die Grundstruktur ist auf alle Fälle sehr gelungen. Vor allem in der ersten Hälfte ist „J. Edgar‟ wunderbar verschachtelt. Karriere- und Lebensstationen wechseln einander mit hoher Geschwindigkeit ab - ein Best-Of der US-amerikanischen Zeitgeschichte. Zahlreiche gelungene Match Cuts sorgen für Erfrischung, während ein umfangreiches Bild des FBI-Gründers und seinen Vorstellungen entsteht - der Traum nach einer Kontrollgesellschaft in der Verbrechen keine Chance mehr hat. Das Bild eines Mannes, in dessen Leben es viele Ungereimtheiten, Schwammiges und Widersprüchliches gibt. Zumindest in der Darstellung des Karrieremenschen Hoover wird diese Rätselhaftigkeit filmisch gut umgesetzt. Der Übergang zwischen filmischer Realität und Fiktion ist fließend. Das Fenster hierfür wird vor allem durch die retrospektiven selbstdarstellenden Erzählungen Hoovers geöffnet.

    So ähnlich wie Hoover mit seiner eigenen Geschichte umgeht, machen es auch Eastwood und Black bei der Erzählung ihrer Geschichte. Historisches wird gekonnt gedreht, interpretiert und der Fiktion untergeordnet. Leerstellen gibt es nur in der Darstellung des Karrieremenschen Hoover. In seinem Privatleben werden - trotz ebenso vieler historischer Unklarheiten - viele Lücken geschlossen. Regisseur und Drehbuchautor versteifen sich immer wieder auf halbherzige und plakative Erklärungs- und Interpretationsversuche für Hoovers Handeln und seinen Charakter. So wird eine Geschichte über Hoovers unterdrückte Homosexualität erzählt. Eine tragische Story von unmöglicher Liebe - immerhin großartig interpretiert von Armie Hammer (bekannt als Zwillingspaar in „The Social Network‟) und DiCaprio. Ein Pluspunkt für die glaubhafte Darstellung einer unglücklichen Männerliebe, mit dem bitteren Beigeschmack einer zu eindeutigen und zu viel historische Absolutheit beanspruchenden Interpretation. Auch die Rolle der dominanten Mutter (wiederum erstklassig verkörpert von Judi Dench) wirkt zu stereotyp und plump. Wie schon in „Hereafter‟ sind die Antworten, die Eastwood liefert zu eindeutig und mehr Raum für Interpretation hätte - vor allem bei so einem rätselhaften Menschen wie Hoover - dem Film sehr gut getan.

    Dass Eastwood ein Regisseur ist, der seinen SchauspielerInnen immer sehr viel Platz einräumt und diese dadurch zu Höchstform auflaufen können, hat er bereits wiederholt eindrucksvoll bewiesen. So auch in „J. Edgar‟. Überzeugen können alle - allen voran aber der Star des Films. Die Herausforderung für DiCaprio war groß, da er gleich mehrere Rollen verkörpern musste. Jede Lebensphase von Hoover erfordert ein differenziertes Schauspiel. Zusätzlich kann DiCaprio - im Gegensatz zum unfreiwillig komisch aussehenden Armie Hammer - auf eine gelungene Maske vertrauen.

    Fazit: Wieder einmal widmet sich Clint Eastwood einem seiner Lieblingsthemen: der Beleuchtung und Hinterfragung eines amerikanischen Heldenmythos. Herausgekommen ist dabei großes Schauspielerkino mit einem gut strukturierten Drehbuch. Ein interessantes und dialoglastiges Biopic mit schönen Bildern. Der Film versprüht viel klassischen Charme, hat jedoch Schwächen im Detail. Ein gutes Portrait eines Karrieremenschen, der alles seinen Träumen unterordnet und sich selbst dafür aufgibt. Die Inszenierung des Privatmenschen hinkt jedoch aufgrund zu stereotyper, plakativer und Absolutheit beanspruchender Darstellungsweisen.
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    19.01.2012
    16:41 Uhr