Forum zu Henry V

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    Eine der besten Shakespeareverfilmungen.
    05.04.2022
    11:36 Uhr
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    Henry & Cathy

    Selten ist eine klassische Literaturverfilmung so gelungen wie die hier von Kenneth Branagh. Dabei bringt er die Magie von Shakespeares Sprache voll zum Tragen und die Handlung mit gekonnter Action (Schlachtgetümmel) und Dialogen auf hohem Niveau über die Rampe. So kann man auch ein breites Publikum für das Jahrhunderte alte Theaterstück (1600) des großen englischen Dramatikers gewinnen. Die Handlung ist klar gegliedert und lehnt sich hauteng an Shakespeare an. Den Chor spricht ein Erzähler: Branaghs Lieblingsdarsteller Derek Jacobi. Und es gibt für die zeitliche Einordnung sogar ein historisch nachgewiesenes Datum: 1415, die Schlacht bei Azincourt, wo die walisischen Bogenschützen die Entscheidung gegen ein mehrfach überlegenes französisches Heer (5:1) herbeiführten.
    Beide kriegführenden Parteien England und Frankreich (wir befinden uns im Hundertjährigen Krieg) kommen abwechselnd mit ihren Kronräten zu Wort. Der französische König Karl VI. (Paul Scofield, sonst ein ‘Mann zu jeder Jahreszeit‘) wirkt schwach und hilflos, scheint seinem Sohn dem Dauphin (Michael Maloney) einem jähzornigen Heißsporn ausgeliefert zu sein. Anders König Heinrich (Branagh). Er ist eine ehrliche Kämpfernatur, beliebt bei den Soldaten, der sogar den Dialog mit seinem Volk sucht. Die Franzosen schildert Shakespeare arrogant und siegestrunken. Sie werden für ihre Demütigung (albernes Geschenk für Heinrich: ‘Tennisbälle‘) bezahlen müssen.
    Das Finale ist in echt shakespearescher Manier eine Liebeshochzeit: Heinrich und Catherine (Emma Thompson). Die kurze Brautwerbung bietet eine Fülle von sprachlichen Slapsticks. Da müssen echte Sprachbarrieren überwunden werden z.B. ‘die Arm, das Finger oder das Schlüpfer‘.
    Nach optisch beeindruckenden Nachtszenen vor der Schlacht, in denen über den Sinn des Krieges und die Loyalität zum König debattiert wird, sehen wir einen kurzen Auftritt von Christian Bale als Bub und Kämpfer. Man hört, dass sein Tod ein Verstoß gegen das Kriegsrecht sei. Sogar die Falstaff–Problematik (Robbie Coltrane) wird gestreift, setzt aber viel voraus. Dame Judi Dench aus der Umgebung des alten Säufers ist Mistress Quickly, eine Puffmutter für die schnelle Nummer.
    So amüsant und so packend kann ein Theaterstück sein. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Die vielen Preise und Nominierungen sind voll gerechtfertigt.
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    28.03.2019
    17:57 Uhr