Forum zu Le Havre

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83.3% Bewertung
  • Bewertung

    Plädoyer für Menschlichkeit

    Ein an sich ernstes Thema (’Migrationshilfe’) wird ruhig und stilsicher inszeniert, fast mit leichter Hand. Kaurismäki versucht sich hier der Mentalität der Franzosen anzupassen. Dabei präsentiert er wie immer eine Reihe von skurrilen Typen, die dem Zuschauer ein Schmunzeln abverlangen, ohne direkt komisch zu sein. Sie wirken einfach in ihrer menschlichen Gesamtheit und fordern in ihrem Anders-Sein Anteilnahme ein. Natürlich sind seine beiden Lieblingsschauspieler André Wilms und Kati Outinen mit von der Partie. Diese sogenannten ’kleinen Leute’ wachsen alle in der Situation, in die sie hineingeraten, über sich hinaus, egal ob Schuhputzer, Kommissar, Bäckerin oder Tante-Emma-Laden Besitzer. Gegen Ende wird der märchenhafte Charakter des Films betont und das ist auch gut so. Deshalb nimmt man dem sonst eher herb-distanzierten bzw. etwas schrägen Kaurismäki diese ungewohnte Wärme auch durchaus ab. Auch wenn man das Ende schon bald ahnt, gibt es dazwischen noch Rockmusik, die die Stimmung hebt, und manch wundersame Wendung tut ein Übriges für das Wohlergehen.
    Ein gelungener Gegenpol zu der Mainstream-Flut, die sonst so über uns hinwegschwappt.
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    06.11.2011
    12:09 Uhr
  • Bewertung

    Le Havre

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2011
    Aki Kaurismäki behandelt ein schwieriges Thema „Flüchtlingsdrama“ auf seine Art und Weise mit typisch unterkühltem, aber optimistischem Humor. Sein Held Marcel Marx (großartig gespielt von André Wilms) ist ein glücklicher Schuhputzer in der Hafenstadt Le Havre. Als ihm ein Flüchtling begegnet, versucht er mit seinen Nachbarn und Freunden aus seinem Viertel dem Jungen zu helfen. Doch die Polizei ist dem Teenager auf den Fersen.

    In einer Zeit, wo Europa (Dänemark, Frankreich?) wieder damit beginnt Grenzen aufzubauen anstatt sie für alle Zeiten zu entfernen, kann man LE HAVRE als auch ein Statement verstehen. In einer Hafenszene, wo eine Spezialeinheit der Polizei auf das Öffnen des Containers wartet, rennt der junge Flüchtling davon. Daraufhin legt ein Mitglied dieser Spezialeinheit sein Gewehr an. Ein Inspektor hält ihn mit den Worten zurück: „Das ist doch nur ein Junge“. Kann mich an eine Abschiebung vor einiger Zeit in Österreich erinnern, wo eine Familie mit Kleinkindern von Spezialeinheiten „hinausbegleitet“ wurde. Wenigstens im Kino ist Menschlichkeit Trumpf und ein strenger Inspektor, der nicht gemocht wird, der aber grundsätzlich auch niemanden mag, hat am Ende des Films sein Herz am richtigen Fleck!
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    17.05.2011
    23:58 Uhr