1 Eintrag
2 Bewertungen
72.5% Bewertung
  • Bewertung

    Leer Hülle

    Es ist eine Dokumentation eines Edelbordells um 1900. Inhaltlich ist es der Tagesablauf in diesem Etablissement. Es gibt ein Einstellungsgespräch mit Pauline (Iliana Zabeth), eine Anleitung zur Hygiene, eine Untersuchung durch den Amtsarzt, ausführliche Gespräche der Nutten untereinander, manch abartige Praxis (s-m), gemeinsames Essen und einen Ausflug ins Grüne. Und ständig laufen halbnackte Mädels durchs Bild. Es entsteht eine Anti-Welt: hier drinnen und dort draußen. Aber Voyeure kommen nicht auf ihre Kosten, denn der Schnitt lässt keine anteilige Lust aufkommen. Stattdessen ein Schocker: ein blutüberströmtes Gesicht, die Mundwinkel aufgeschlitzt. Damit versucht uns Regisseur Bonello bei der Stange zu halten. Wiederholungen und Details dazu sollen wohl wachrütteln, bilden quasi einen ‘Roten Faden‘. Auch der Split-Screen kann die vierfache Lust am Zuschauen nicht erhöhen. Es gibt Andenken (‘Souvenirs‘), die kann man vergessen. Gegen Ende sieht man die Mädels als tanzende Nymphen auf einer Totenfeier, nachdem eine an der Syphilis gestorben ist. Gruppenstreicheln wird ausgiebig praktiziert. Pauline verlässt das Haus. Gerne würden wir ihr folgen. Dann der zweite Schocker: Musik von Procol Harum ‘Nights in White Satin‘. Das passt zum Anlass wie der Emir zum Eisberg. Jetzt dreht Bonello erst richtig auf mit ganz harten Schnitten: Tränen aus Sperma, die Rote Laterne erlischt, Straßenstrich heute, dazu singt Janis Joplin. Das ist der soziale Abstieg!? Whow! Ein gesellschaftliches Sittenbild, das wir schon kannten. Schön wie der sterbende Schwan. K.V.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    15.05.2014
    11:10 Uhr