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80% Bewertung
  • Bewertung

    Singen gegen die Schmerzen

    Eine spannende Geschichte wird äußerst eindrucksvoll auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Zwillinge Jeanne und Simon erfahren nach dem Tod der Mutter, dass ihr Vater und ein weiterer Bruder in Israel lebten. Sie machen sich von Kanada aus auf die Suche. Damit sind wir mitten in der Nahost Problematik. In Rückblenden erfahren wir, dass Mutter Nawal (Lubna Azabal) eine Attentäterin gewesen war, die gefoltert und vergewaltigt später nach Kanada auswandern konnte.
    Schonungslos wird die Gefangenschaft geschildert und Nawals Weg in den Terror (‘Dem Feind das antun, was das Leben mir angetan hat.‘) Ihre Peiniger konnten sie jedoch nicht brechen. Sie sang unentwegt. Doch die seelischen ‘ Verbrennungen‘ - so der Originaltitel - verheilten nie. Es ist eine doppelte Suche: die Zwillinge suchen mit Hilfe eines befreundeten Rechtsanwalts Vater und Bruder und Nawal suchte damals nach Kindern eines zerbombten Heims.
    Am Ende überschlagen sich die Erkenntnisse und erschlagen die Zuschauer damit. Es wird etwas unübersichtlich: der Gesuchte ist ihr Bruder, ihr Vater und der Vergewaltiger…oder so…
    Egal, es bleibt furchtbar und unbegreiflich. Wie jeder Krieg bringt auch der hier unermessliches Leid über die Menschen und wieder einmal sind es die Frauen, die Stärke beweisen, auch wenn sie sich dabei an ihrer Seele Verbrennungen zuziehen. Eindrucksvoll. Durchaus realistisch. Ein Film, der den Schrei nach Frieden in dieser Region nicht verstummen lässt.
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    06.12.2013
    18:06 Uhr
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    verbrennungen

    gemäß dem letzten willen ihrer mutter machen sich jeanne und simon auf die suche nach ihren wurzeln im nahen osten, nach ihrem tot geglaubten vater und einem bruder, dessen existenz ihnen bis dahin verborgen war. stück für stück erkennen sie, wer ihre mutter, wer ihr vater wirklich war, und die verstrickung ihrer eigenen existenz in eine von bürgerkrieg und gewalt geprägte vergangenheit.

    basierend auf wajdi mouawads theaterstück (“verbrennungen“), das “weder ein stück über die notwendigkeit sein soll, seine wurzeln zu kennen, noch ein stück über den krieg“, sondern “über den versuch, in einer unmenschlichen situation seine versprechen als mensch zu halten“, konzentriert sich villeneuve mit effektvollen, schön fotografierten rückblenden und schnitten zwischen den protagonisten auf die archaisch-tragische familiengeschichte.

    besser gesagt auf einzelne, gewaltvolle events – weder kommen dabei emotionale momente auf, noch wird ein anhaltendes verständnis für die ursachen des konflikts geweckt (ob als religionskonflikt – stark die szene, in der die christin nawal ihr kreuz abnimmt, um mit einem kopftuch als muslima eine busfahrt zu unternehmen; beim angriff christlicher milizen dieses beschwörend hervorzieht, um so ihr leben zu retten –, oder auch kulturelle/traditionelle normen, die ein “normales“, selbst bestimmtes (familien)leben verunmöglichen):
    es ist eben “kein stück über den krieg“.
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    08.04.2011
    14:21 Uhr
    • Bewertung

      1+1=1

      so kommt der film trotz dieser events erst dann in fahrt, als die lösung des familiendramas greifbarer wird. diese auflösung ist dann auch spektakulär, an eine griechische tragödie erinnernd – dennoch hinterbleibt (durch das anschließende happy ending) nur ein seifiger geschmack von vergebung und allumfassender liebe. eine leere sensation, die im nichts verpufft …
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      08.04.2011
      14:23 Uhr