„Margin Call“ gelingt das besser, was „Wall Street 2: Money never sleeps“ nur bedingt geschafft hat: Die Darstellung des Börsencrashes 2008 und die Ursache der Weltwirtschaftskrise verpackt in einem Finanzthriller. Die Handlungen in J.C. Chandors Debütfilm geschehen alle innerhalb von 24 Stunden, primär innerhalb einer Nacht, in der Finanzmogule einer Firma darüber beraten, wie sie am besten aus dem unabwindbaren Finanzmarkt-Absturz mit möglichst wenig Schaden davon kommen. Die einzig (im moralischen Sinne) wahre „gute“ Figur ist Eric Dale (Stanley Tucci), der jedoch bereits am Beginn des Films gefeuert wird. In weiteren Rollen sind Kevin Spacey, Paul Bettany, Zachary Quinto und Demi Moore zu sehen, die im Laufe des Films rein egoistisch agieren und versuchen sich selbst zu retten – mit finanziellen Gewinnen, versteht sich.
Die wahre Leistung J.C. Chandors ist die exzellente Ensemble-Führung. Over-Acting schien verboten zu sein, selbst Kevin Spacey agiert so subtil, wie man ihn noch nie gesehen hat. Jeremy Irons als oberster Konzernchef, der ein Jahr zuvor große Verluste hinnehmen musste und „nur“ einwenig über 80 Mio. $ privat erwirtschaften konnte, spielt seine Rolle mit angenehmer aber letztendlich zynischer Nüchternheit.
„Margin Call“ simplifiziert viel und erklärt nicht alles. Trotz Versuchen Peter Sullivans (Zachary Quinto) die Ursache für den Crash so einfach wie möglich zu erklären (schönes Drehbuchdetail: Je höher die Figur in der Firmenkette oben ist, umso weniger begreift sie, wie der Finanzmarkt funktioniert), bleiben Finanzmarkt-unerfahrene Zuschauer auch weiterhin im Dunkeln.