Der Film gibt einen Einblick in den iranischen Alltag, über den wir relativ wenig wissen. Gewöhnungsbedürftig sind die langen Dialoge, in denen viele Beteiligte oftmals recht lautstark durcheinander reden. Das machen die authentischen Schauspieler und die vielen unerwarteten Wendungen wieder wett. Somit ist es kein einfacher Film. Eine Reihe kausaler Zusammenhänge fügt sich in ein Netz von Verflechtungen, bei denen man schon mal den Faden verlieren kann. Es fällt auf, dass hier eine Zweiklassengesellschaft angedeutet wird, was zusätzlichen Sprengstoff beinhaltet, denn da geht es um Gesichtsverlust, was bis an den Rand von männlichem Kräftemessen geht. Hierbei flackern trotz neuer Autos, Telefon und moderner Wohnsilos kurz immer noch archaische Strukturen auf. Dann beeindruckt aber noch ein menschlicher Aspekt: die liebevolle Pflege des an Alzheimer erkrankten Großvaters. Letztlich hat er diese ganze fatale Entwicklung ausgelöst, die mit einer unbeantworteten Frage endet. Und dem Regisseur sind Fragen offensichtlich wichtiger als Antworten. Diese beantragte Trennung war nur der Auslöser, den die Ehefrau nutzt, um sich zu emanzipieren. Das ist eine Möglichkeit in einem Land, in dem es keine sozialen Dienste gibt.
Interessant, informativ und eindrucksvoll.