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76.4% Bewertung
  • Bewertung

    Die Vaterlosen

    Unter den (Halb-)Geschwistern die einst gemeinsam in einer Kommune aufgewachsen sind und sich nun anlässlich des Todes ihres Vaters nach langer Zeit wiedersehen, brechen viele alte Wunden wieder auf, Jede(r) von ihnen hat einen anderen Blick auf die erlebte Vergangenheit und hat diese auf unterschiedliche Weise zu bewältigen versucht. Die eigentliche Verarbeitung der Vergangenheit setzt nun erst ein und das führt zu zahlreichen Konflikten untereinander.
    Ich finde den Film recht gut gelungen, wenngleich er an manchen Stellen ein wenig langatmig wirkt. Zudem ist durch die Vielzahl der Personen eine detaillierte Beleuchtung der unterschiedlichen Charaktere nur eingeschränkt möglich. Am ehesten kann noch Kyra als die Hauptfigur des Filmes und ihre (Leidens-)Geschichte als roter Faden in der oft recht sprunghaften Handlung gesehen werden.
    Alles in allem aber dennoch ein recht gelungener Film, der zu berühren weiß und durchaus Eindruck hinterlässt.
    09.04.2011
    16:23 Uhr
  • Bewertung

    Kinder einer Kommune


    „Die Vaterlosen“ sind die Kinder der 68er-Revolution, der freien Liebe, der Kommune von Hans, der, gespielt von Johannes Krisch, über diese vermeintliche Freiheit einmal herrschte wie das Alpha-Männchen.
    Anlässlich seines Todes versammeln sich seine Töchter und Söhne am Ort ihrer Kindheit, einem etwas herunter gekommenen Haus am Land. Sie sind nach dem Scheitern der Utopie größtenteils allein mit ihren unterschiedlichen Müttern aufgewachsen und leben ein von dieser Ur-Familie und ihren Idealen mehr oder weniger entfremdetes Leben. Vieles von der oft aus Vernachlässigung bestehenden, aber auch glücklichen Kindheit bricht aus, Konflikte, Ereignisse werden erstmals ausgesprochen. Mitgebrachte eventuelle Lebenspartner sehen sich schnell ausgeschlossen von dieser Dynamik einer Verbundenheit, die ihre Sprache erst wiederfindet.
    Wie immer überzeugt da Pia Hierzegger, trocken die Nostalgik ihres Partners kommentierend und triumphiert Andrea Wenzl als tief verletzte, wie vergessene, Tochter des Alt-Hippies.
    Marie Kreutzer, die damit vielleicht ein kollektives Trauma ihrer Generation erstmals zum Thema eines Spielfilms macht, hat Regie geführt nach dem eigenen, mit intensiven Recherchen verbundenen Drehbuch. Die Umsetzung überzeugt mit einer Intensität des Spiels - die Chemie zwischen den Darstellern funktioniert. Auch die Dialoge schaffen eine Spannung, die sich aus minimalen dramatischen Verschiebungen innerhalb der zu korrigierenden Biographien ergibt.
    27.03.2011
    16:23 Uhr
  • Bewertung

    Die Vaterlosen


    Obwohl er bereits am Anfang des Filmes seiner Krankheit erliegt, bleibt Hans (Johannes Krisch) bis zum Abspann die allzeit präsente Hauptfigur, denn er ist als ehemaliger Kommunengründer und deren heimliches Oberhaupt der gemeinsame Nenner einer Handvoll junger Menschen, die damals, Anfang der 1980er Jahre, in diese kunterbunten, tabulosen Welt hineingeboren worden waren. Jahre später führt sie sein Tod wieder zusammen und gleichzeitig zurück in die Vergangenheit. Und alle haben sie ihren ganz eigenen Zugang zu einem Leben, aus dem teils verstoßen worden, teils geflüchtet sind. Der Versuch der Aufarbeitung kann - und wird - nicht reibungslos verlaufen.

    Vieles kann schiefgehen bei einem Spielfilm, vieles kann falsch gemacht werden. Musik, Kameraführung, Darstellung, Set - die Liste ist endlos. Umso erfreulicher ist es, wenn man sich aus dem Kinosessel erhebt, ins Saallicht blinzelt und zufrieden lächelt, weil einem soeben eineinhalb Stunden geboten wurden, in denen alles gepasst hat - eine runde Sache also. Und wenn das auch noch bei einem österreichischen Film geschieht, der obendrein eine Debütarbeit ist, breitet sich sowieso Seligkeit aus. Fünf Jahre lang hat die Grazerin Marie Kreutzer an ihrem Familiendrama gefeilt und in dieser Zeit offenbar den behutsamen Weg eingeschlagen. Herausgekommen ist eine in der Obersteiermark angesiedelte Geschichte, die in sämtlichen Facetten nachvollziehbar bleibt, den Humor nicht außen vorlässt und LokalheldInnen wie Andreas Kiendl, Marion Mitterhammer oder Pia Hierzegger als ideal interagierendes Ensemble zeigt.
    16.02.2011
    21:08 Uhr