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    Mordende Engel

    Es ist Peter Jackson gelungen, einen der grausamsten Muttermorde in einen poetischen Rahmen zu stecken. Und die Vorlage stammt aus den 50er Jahren. Erwähnenswert sind außerdem zwei Dinge: der Beginn der Weltkarriere von Kate Winslet, die hier die Juliet spielt und die Distanzierung durch die wahre Juliet Hulme, alias Anne Perry, vom Aspekt der lesbischen Liebe, der im Film die Basis für den Mord ist. Der Film zeigt eine in sich stimmige Entwicklung von zwei Mädchen auf einander zu. Sie sind anders als ihre Altersgenossinnen und allmählich wird aus jugendlicher Ausgelassenheit Zuneigung. Sie sind sensibler und cleverer als die anderen. Den männlichen Part in der Beziehung übernimmt Pauline (Melanie Lynskey). Ihr böser Blick und ihr trampeliger Gang überzeugen durchaus. Juliet ist die Prinzessin. Das gilt aber nur innerhalb ihrer Beziehung. Der Außenwelt gegenüber sind beide rotzfrech und aufsässig und wenn sie in Bedrängnis kommen reagieren sie superhysterisch. Vielleicht ist es zeitgemäß vertretbar, wenn in den 50er Jahren viel mehr geweint und laut geschrien wurde. Das bemüht Jackson vielleicht etwas zu arg. Dafür setzt er die Albträume der Mädels in lebensechte Menschen aus Ton um. Das geschieht sehr fantasievoll und farblich abgesetzt. Und zwischen den Zeilen gibt es noch die Erklärung, dass Juliet und Pauline an überheblichem Größenwahn litten.
    Das Psychogramm eines Mordes wurde gekonnt gestaltet und von eindrucksvollen Darstellern interpretiert. Nichts zum Wohlfühlen, aber trotzdem klasse. Und der Titel weist darauf hin, dass es nur eine mögliche, wenn auch überzeugende Interpretation ist.
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    31.07.2015
    17:22 Uhr