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83.3% Bewertung
  • Bewertung

    Popeye und der Franzose

    Die Oscars hat der Film wirklich verdient. Vor allem den für Schnitt und Drehbuch. Dadurch wurde unter anderem die legendäre Verfolgungsjagd unterhalb der U-Bahn geehrt, die in Brooklyn auf ‘Stelzen‘ fährt. Die flotten Sprüche der Akteure bieten neben der Spannung spaßige Unterhaltung.
    In Erinnerung bleibt außerdem der offene Schluss, der förmlich nach einer Fortsetzung schreit, sowie die extrem rüden Ermittlungsmethoden von Doyle und Russo. Doyle genannt ‘Popeye‘ (Gene Hackman fast immer mit Hut) ist der Verbissenere der beiden. Wie in Terrier hat er sich in den Fall verbissen. Russo (Roy Scheider) ist im Spiel Good Cop – Bad Cop der Ruhigere, Angenehmere. Der Gegenspieler der beiden ist Alain Charnier (Fernando Rey), ein eleganter Franzose aus Marseille, der im Auto eines prominenten TV Stars (Frédéric de Pasquale) den Stoff nach Brooklyn transportieren lässt. Hier ist es zunächst der Clan der Gebrüder Boca, die als Zwischenhändler fungieren. Popeye und Russo sind bei ihrer Observation den Gangstern zum Anfassen nahe. Auch Charnier und seine rechte Hand Pierre Nicoli (Marcel Bozzuffi) kommen immer wieder ins Rampenlicht der Ermittler. Ein netter Nebenaspekt sind die unterschiedlichen Lebensweisen von Gangstern und Polizisten. Die einen dinieren in exklusiven Restaurants während die anderen sich mit Hot Dogs begnügen müssen.
    Das spannende Finale findet standesgemäß in einer Fabrikruine statt mit einer Riesenballerei. Der Boca Clan wird stark dezimiert, zu vor hatte Popeye Nicoli nach rasanter Verfolgung erschossen. Nur Charnier fährt aus der U-Bahn Doyle zuwinkend davon. Fortsetzung folgt. Unter den 100 besten Filmen aller Zeiten ist der hier auf Platz 70.
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    26.12.2018
    19:17 Uhr
  • Bewertung

    The French Connection

    Die zwei Cops „Popeye“ Doyle (Gene Hackman) und Buddy Russo (Roy Scheider) mischen für das Drogendezernat die Kriminellen Brooklyns auf. Mit ihrem harten Vorgehen sind sie damit einigermaßen erfolgreich, schaffen jährlich die meisten Verhaftungen, aber ihnen gehen nur kleine Fische ins Netz. Eine zufällige Beobachtung bringt sie eines Abends nach Dienstschluss auf eine neue Spur: Eine wertvolle Lieferung Heroin aus Marseille, in die Drahtzieher des Drogenhandels auf beiden Seiten des Atlantiks verwickelt sind. Die titelgebende French Connection beförderte bis in die 70er Heroin über die Türkei in die USA und der Film fiktionalisiert ein Sachbuch zum Thema.

    Gene Hackmans Doyle rückt schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit – ein emotionaler, unermüdlich kämpfender Charakter. Er hat fast etwas Animalisches an sich, wenn er sich von seiner Intuition leiten lässt und sich in jede Möglichkeit eines Erfolgs verbeißt. Es entwickelt sich ein aufregendes Spiel, denn die Verbrecher durchschauen sehr schnell, wie dicht ihnen die Polizei im Nacken sitzt. Es kommt bis zu einem Attentat auf Doyle.

    Sein Revier sind die heruntergekommenen Gegenden eines hässlichen, schmutzigen New Yorks. Klare Grenzen zwischen Gut und Böse gibt es nicht. Die Cops sind brutal und rassistisch, während ihr Gegenspieler Alain Charnier (Fernando Rey) ein älterer Gentleman ist, der kaltblütig töten lässt. Der Kontrast der unterschiedlichen Klassen zieht sich durch den gesamten Film. Die Drogenhändler leben luxuriös und stilvoll, im krassen Gegensatz zu den Protagonisten. Ein Bild bringt die Konstellation auf den Punkt: Während die Franzosen in einem Restaurant teures Essen serviert bekommen, sehen wir Doyle draußen vor dem Fenster frierend schlechten Kaffee verschütten.

    „French Connection“ ist ein überraschend traditioneller Thriller. Ein geradliniger Actionfilm aus einer Zeit, als Action noch nicht an der Anzahl der Explosionen gemessen wurde – hier gibt es keine einzige. Dafür wird viel geschossen, beschattet und gejagt. Den spannenden Höhepunkt bildet die berühmte Verfolgung einer Hochbahn mit dem Auto, zeitlos mitreißend inszeniert. Aber selbst das unbemerkte Ein- und Aussteigen in eine U-Bahn gerät zum großen Suspense. Von Anfang an erzählt Regisseur Friedkin seinen Film dynamisch. Die Ereignisse entwickeln sich unaufhaltsam und temporeich. Die mit Bedacht eingesetzte, aber gnadenlos antreibende Musik macht eigentlich alles klar. Eine zweimonatige Beschattung vergeht da wie im Flug – was zählt sind die Momente blitzschneller Entscheidungen, Gefahren und immer wieder auch Fehler der Figuren.

    Diesen Film sollten sich jene anschauen, die einen Thriller mit Cops sehen wollen, ohne einen Buddy-Movie zu bekommen. Die persönlichen Befindlichkeiten von Doyle und Russo stehen nicht im Vordergrund, werden höchstens impliziert. Das lässt sich gleich auf den gesamten Film ausweiten: Er erklärt nicht lange, was wie warum geschieht – er zeigt es einfach, steigt in die Handlung ein und lässt die Fäden zusammenlaufen. „French Connection“ ist spannend und actionreich, ohne in formelhaftes Erzählen zu verfallen. Dafür gab es auch 5 unglaubliche Oscars in den Kategorien Bester Film, Regisseur, Hauptdarsteller, adaptiertes Drehbuch und Schnitt!
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    16.11.2010
    21:57 Uhr