Forum zu Essential Killing

2 Einträge
2 Bewertungen
77.5% Bewertung
  • Bewertung

    Das Wesentliche

    Das Fast-Zweipersonenstück beeindruckt durch seine Fast-Wortlosigkeit, die den Film über weite Strecken bestimmt und seine gnadenlose Realität. Und überrascht dann noch mit einem überlegenswerten Schluss.
    Ein gefangener Afghane (Vincent Gallo) wird wie allgemein üblich nach Osteuropa geflogen und dort mit den üblichen Foltermethoden wie Water E Boarding behandelt. Ihm gelingt aber die Flucht. Dabei geht alles meistens relativ glatt, mit kleinen Fragezeichen zum Handlungsverlauf. Da ist der Sprung ins eiskalte Wasser und die Bärenfalle noch das Harmloseste, die stillende Mutter als Nahrungsquelle erinnert an Steinbecks ‘Früchte des Zorns‘, dient aber durchaus der Dramatik. Das wird noch durch die stumme Frau, Emmanuelle Seigner, verstärkt.
    Skolimowski geht es nicht darum eine Geschichte zu erzählen. Der Titel weist darauf hin, dass das Töten das Wesentliche ist, was im Krieg ja wohl auch zutrifft. Es ist nicht nur wegen der Kürze ein Feature über Gewalt und Flucht, Opfer und Täter. Dabei wird nicht die Frage gestellt, ob Gewalt gerechtfertigt ist. Sie wird nur gezeigt. Brutal und demütigend. Und um Schuld geht es auch nicht. Nur ums Töten. Und das ist das Wesentliche. Karg aber eindrucksvoll. Einfach knallhart. Nicht schlecht.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    16.09.2014
    20:04 Uhr
  • Bewertung

    Essential Killing


    Der namenlose und durch den Film wortlose Protagonist (Vincent Gallo) ist scheinbar ein extremistisch-muslimischer Terrorist, irgendwo in der anonymen Wüste in irgendeinem anonymen Gebiet, welches von der US-Armee bekämpft wird. Zu beginn des Films wird er in Gefangenschaft genommen, in eine Station in Europa (genauer: Polen) überstellt und nach der obligatorischen Folter schafft er es zu fliehen. Die weiteren 60 Minutn dieses nur 83-minütigen Films erzählen die Geschichte eines Fliehenden, der um das nackte Überleben kämpft: Der Zuschauer beobachtet Vincent Gallo wie er tötet um zu überleben, wie er versucht sich der für ihn ungewohnten verschneiten Umgebung anzupassen, sieht ihm zu wie er Ameisen ist und frische Muttermilch direkt von der Quelle trinkt.

    Was wie der erste Akt eines Actiondramas klingt, ist bereits der gesamte Film. Wir erfahren bis auf wenige Rückblenden und Traumsequenzen über das, was scheinbar seine Familie in der Heimat ist, nichts über den Protagonisten. Er ist auf der Flucht vor der Weltpolizei, er hat zwar getötet, aber man entwickelt rasch eine Sympathie für den gesuchten Mörder. In diesem Film bleibt alles anonym: Handlungsort, Figuren, Verbrechen. Jerzy Skolimowski verweigert dem Zuschauer jegliche Psycholisierung. Dies mag einem großen Teil des Publikums zwar nicht gefallen und ist (wie so alles) natürlich Geschmackssache, doch diese Filmlogik jenseits von Psychologie und logischer Entwicklung der Narration ist zugleich das einzigartige an diesem Film. Vincent Gallo spielt virtuos wie immer und zeigt ohne jegliche Dialogzeilen was er schauspielerisch alles kann. Die wunderbaren Bilder von Adam Sikora sind ein visueller Hochgenuss und reissen den Zuschauer in diese spannende und nie-endende Verfolgungsjagd mit.

    Das unausweichliche und wenig überraschende Ende mag zwar enttäuschen, folgt aber den aufgebauten Erwartungen und der (Un)logik des Films.
    themovieslave_d00814b111.jpg
    25.10.2010
    19:17 Uhr