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    Das Ehepaar und der Mörder

    Wenn am Ende das Schicksal doch seinen Lauf nimmt, ist der Zuschauer ziemlich überrascht. Zulange hat Regisseur Leconte mit unseren Hoffnungen auf eine glückliche Wendung gespielt. Man hat das einfach schon zu oft gesehen, wenn in allerletzter Sekunde die Befreiung, der erlösende Kuss oder der Ritt in den Sonnenuntergang kam. Hier nicht! Die Basis für diese Dreiecksgeschichte, die keine wirkliche ist, ist die unerschütterliche Liebe und das Urvertrauen zwischen dem Kommandanten (Daniel Auteuil) und seiner Frau (Juliette Binoche). Beides hält auch die Sonderbehandlung des verurteilten Mörders (Emir Kusturica) aus, der hier mal nicht Regie führt. Es knistert zwar zwischen Häftling und Offiziersgattin, doch letztendlich kommen sie sich so nahe wie Gott dem Adam an der Decke der Sixtinischen Kapelle. Das Ehepaar ist mitten im 19. Jahrhundert seiner Zeit weit voraus. Sie haben die Ideale der französischen Revolution von 1789 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) verinnerlicht und leben diese auch. Doch damit stehen sie im krassen Gegensatz zur übrigen feinen Gesellschaft hier am Rande der Welt, die beim Dienst nach Vorschrift nur mit Unverständnis, Häme und duckmäuserischem Opportunismus reagiert. Ganz großes Kino!
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    11.01.2011
    16:22 Uhr