Eines vorweg: Bei „The Social Network“ handelt es sich um eine Romanverfilmung. Der Film ist kein biografisches Portrait von Mark Zuckerberg und auch kein Dokumentarfilm über die Gründung von Facebook. Sämtliche Diskussionen über die wahrheitsgetreue Wiedergabe der Geschichte sind also überflüssig.
Die Story von „The Social Network“ selbst gibt prinzipiell nur wenig her: Ein Außenseiter programmiert eine Website; er wird erfolgreich; Leute behaupten, dass die Idee gestohlen ist; sein bester Freund fühlt sich betrogen…… Umso eindrucksvoller ist es, was David Fincher daraus gemacht hat. Ohne wirkliche Probleme, Bedrohungen, fast unmöglichen Situationen, ja sogar ohne einschneidende Plot Points schafft er es zwei Stunden lang eine spannende, teils sehr witzige Geschichte zu erzählen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Zuckerbergs Freund Eduardo Saverin erzählt, welcher die Gründung der Seite finanziell ermöglichte und später unschön aus dem Unternehmen ausgemustert wurde. Daher bleibt sein Charakter auch so ziemlich der einzige, dessen Absichten und Gedanken klar ersichtlich sind. Vor allem die Person von Zuckerberg selbst bleibt oft im Dunkeln, schwer greifbar und schwammig. Ersichtlich ist oft nur was er tut, ohne seine wahren Beweggründe zu erfahren, was einen geheimnisvollen, fast schon mystischen Schleier über seine Figur legt. Zuckerberg wirkt oft teilnahmslos (fast schon autistisch) und sozial unfähig.
Auch Sean Parker (wunderbar verkörpert vom etwas in die Jahre gekommenen Justin Timberlake) lässt sein wahres Wesen nur selten durchblitzen. Ist er der Böse? Will er die anderen gegeneinander ausspielen, oder will er nur Teil von etwas großen sein? Wie auch bei vielem anderen wird viel Raum für Interpretationen gelassen.
Facebook selbst spielt in der Gesamtheit der Handlung nur eine sehr untergeordnete Rolle und wäre jederzeit durch eine andere Erfindung austauschbar. Es ist nur ein Produkt, welches das Leben seiner Schöpfer verändert. Nicht mehr und nicht weniger. Kritik am sozialen Netzwerk selbst klingt nur selten durch. Es reichen die dubiosen Hintergründe seiner Gründung.
Wie man es von David Fincher gewohnt ist, ist auch dieser Film visuell äußerst anspruchsvoll. Dafür sorgen neben den stetigen Schärfenverlagerungen zwei hintereinander folgende Szenen, die auch ein oscarverdächtiges Sounddesign aufweisen. Zum einen eine Partyszene in einem Tanzlokal, in der sich Justin Timberlakes Gesicht im grellen Licht immer mehr zu einer Fratze mit tiefen Falten verzieht (was durchaus als Entmystifizierung des Schönlings gewertet werden kann). Bei der zweiten Szene handelt es sich um ein großartig inszeniertes Bootsrennen, dessen Schnitttechnik beinahe schon avantgardistische Züge aufweist. Lediglich die düstere Grundhelligkeit der Gesichter zu Beginn des Films ist etwas gewöhnungsbedürftig.
„The Social Network“ ist eine witzig erzählte Geschichte über das Leben der Gründer von Facebook. Ein wirkliches Urteil lässt sich, ähnlich wie bei „Fight Club“, nach dem ersten Mal sehen allerdings nur schwer abgeben.