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3 Bewertungen
80% Bewertung
  • Bewertung

    Kontenance kontra Klugheit

    Auch wenn der Film inhaltlich von der literarischen Vorlage abweicht, so hat er doch die geistreichen Dialoge weitgehend übernommen. Die hatte der Meister der Gesellschaftskomödie Noel Coward vorgefertigt. Es gibt Einblicke in die menschliche Befindlichkeit, begleitet von Lerneffekten bei einigen Betroffenen. Und bei aller Kontenance schwingt am Ende ein erster Ton mit und fügt Qualität hinzu. Die Komik lebt von Gegensatz der Neuen Welt zum Alten Europa, wo dem verarmten Adel, nur sein guter Name, die Etikette und sein bornierter Stolz bleiben. Ambiente und Umgangsformen sind very British, inklusive Fuchsjagd.
    Die angeheiratet Larita (Jessica Biel), eine rennfahrende Amerikanerin muss sich zwischen den Schwiegereltern bewähren. Mutter Veronica (Kristin Scott Thomas) glänzt als spießige, unbelehrbare, ultrakonservative Zicke, deren spitze Zunge eine Mischung aus Rasierklinge und Florett ist. Ganz im Gegenteil zu ihrem Mann Major Jim Whittaker (Colin Firth), ein traumatisierter Kriegsveteran. Er ist noch der sympathischste aus der ganzen Truppe und wird dafür am Ende belohnt. Larita ist eine Frau mit Vergangenheit, die sie einholt. Differenzen über Kunst und Scham über eine Cancan-Darbietung tun ein Übriges, um das längst überfällige Auseinanderbrechen der Familie Whittaker zu beschleunigen. Und so ist es leicht - wenn überhaupt - nur mit Mut und Verstand, tugendhaft zu sein. Konventionell inszeniert, überzeugen vor allem Darsteller und Ausstattung.
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    23.09.2012
    18:57 Uhr
  • Bewertung

    Köstlich!

    Ich wurde sehr positiv überrascht von diesem Film! Ich liebe zwar britische Gesellschafts-Komödien grundsätzlich, aber diese ist wirklich exquisit gut, besser als erwartet!

    Die Witze sind wirklich witzig, herrlicher Humor, im Kino wurde viel gelacht!
    Es gibt allerdings ein ernstes Hintergrund-Thema, das sehr gut angegangen wird und die Mischung funktioniert ausnehmend gut!

    Jessica Biel, die ich persönlich bisher so gar nicht mochte, konnte mich erstmals überzeugen! Dass sie wie ein Fremdkörper wirkt, wie mein Vorredner meint, ist natürlich Absicht -- sie IST ein Fremdkörper in dieser Welt! Sie beweist komödiantisches Talent, ist sehr stilvoll und mir erstmals richtig sympathisch!

    Kristin Scott Thomas überzeugt nuanciert, sie ist eine großartige Schauspielerin, auch wenn es schlimm anzusehen ist, wie alt sie geschminkt wurde. Dagegen ist Colin Firth das blühende Leben, obgleich er einen Halbtoten spielt :-D Mit Abstand die sympathischste aller Figuren und ein so herrliches Ende auch für ihn...

    Großartig, so müssen sie sein, die britischen Gesellschaftskomödien!
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    11.09.2010
    21:24 Uhr
  • Bewertung

    Tiefgründig oberflächlich!


    „Priscilla – Königin der Wüste“, das herausragende Werk von Regisseur „Stephan Eliott“, behandelt die schöne Geschichte von drei Drag-Queens, die in ihrer Gesellschaft ebenso anders wie fremd sind. Auch sein neuester Film „Eine unmoralische Ehefrau“, der vielerorts bereits 2008 in den Kinos lief, greift das Thema des Fremdseins in einer Gesellschaft auf.

    Der Film spielt um 1926 in England: Jessica Biel alias Larita verkörpert die Generation einer neuen, starken Frau, wie wir es aus dem Kino der 20er Jahre kennen. Ausgestattet mit Selbstbewusstsein und Intellekt gerät sie in die extrem konservative, englische Adelsfamilie ihres soeben geheirateten Ehemannes. Ihr ungezwungenes Auftreten und die Tatsache, dass sie Amerikanerin ist, stoßen vor allem ihrer Schwiegermutter sauer auf. Mithilfe diverser Sticheleien versucht sie die neue Tochter aus der Familie hinauszuekeln. Als sich dann auch noch ihr Ehemann (Ben Barnes) an die konservative Welt anpasst, ist sie im Haifischbecken ihrer neuen Familie auf sich alleine gestellt. Lediglich ihrem Schwiegervater (Colin Firth), der in seinem inneren scheinbar schon lange Tod ist, ergeht es ähnlich. Auch er hat vom eintönigen, versnobten Landleben und seiner herrschsüchtigen Frau die Nase voll. Larita gibt jedoch nicht auf für Ihre Akzeptanz zu kämpfen und versucht stets sich und Ihren Idealen treu zu bleiben. Auch wenn ihr Kampf aussichtslos erscheint.

    Jessica Biel kann weder mit Glamour noch mit Stil punkten. Sie wirkt in Ihrer Rolle wie ein Fremdkörper der ebenso wenig in den Film passt, wie Ihre Filmfigur in die Familie. Dennoch schafft Sie es durch eine sehr freche, lebhafte und ungezwungene Art dem Film Witz und Leichtigkeit zu verleihen.

    „Eine unmoralische Ehefrau“ ist eine schwarze (teilweise schräge) Komödie, in der Leichtigkeit und Humor stellenweise Tiefgründigkeit und Verzweiflung weichen müssen. Wie die Protagonistin überspielt auch der Film die traurige Lage mit Lockerheit und Humor. Auch in Situationen in denen der Film immer komplexer wird kann noch gelacht werden. Die malerischen Bilder werden auch vom recht interessanten Soundtrack getragen, der u.a. eine recht eigenwillige Coverversion von Tom Jones „Sex Bomb“ aufweist.
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    30.08.2010
    17:39 Uhr