Das ist wohl Charlie Chaplins größter Film und außerdem die gelungenste Satire über den Nationalsozialismus. Der Plot ist so genial mit der Doppelrolle es Diktators Hynkel (die große Politik betreffend) und der jüdische Friseur im Ghetto (mit Bezug auf das Alltagsleben der kleinen Leute). Dabei ist fast nichts frei erfunden. Alles hatte sich so oder so ähnlich zugetragen. Angefangen von den Schützengräben des 1. Weltkrieges über die brennenden Häuser (Synagogen!?) bis hin zur namentlichen Verballhornung der Akteure: z.B. Benito Mussolini heißt Benzino Napoloni. Österreich heißt Osterlitsch und die Nazigranden erkennt man, wenn man ihre Namen hört: Feldmarschall Hering oder Dr. Gorbitsch (im Original klingt das nach ‘Abfall‘. Jüdische Konten werden eingefroren, die SA randaliert Geschäfte.
Chaplin muss gut recherchiert haben. So hört man z.B. Details wie ‘es gibt Sägemehl im Brot (stimmt!). Hynkels Tanz mit dem Globus als Luftballon, der am Ende zerplatzt, ist legendär. Die Auslosung des Attentäters mittels Cookies ist alter englischer Brauch. Hier die Variante: wer die Münze in seinem Cookie findet ist es. Nur hatte Hannah (Paulette Goddard) in jeden Kuchen eine Münze mit eingebacken. Und sie ist natürlich Teil der Liebesgeschichte, die dazugehört wie das Mehl zum Kuchen.
Nach Plot mit Doppelrolle und Namenangleichung kommt noch der Grammelot dazu. In einer Art Spielsprache mischt Chaplin deutsche Wörter ins allgemein unverständliche Kauderwelsch in Hynkels Reden: ‘Blitzkrieg, straff, Sauerkraut, Leberwurst, Schnitzel u.v.a.m.‘ Und er krönt sein Werk mit einer zeitlos gültigen Rede für Toleranz, Freiheit, Menschlichkeit und Güte. Die Volksmassen jubeln. Die Rede hält natürlich der kleine Friseur in Hynkels Outfit. Danke Charlie für dieses ernst gemeinte Meisterwerk, über das wir so herzhaft lachen konnten.