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    Die jugoslawische Nouvelle Vague


    Die anfangenden 60er Jahre und die darauf folgende Dekade waren von entscheidenden Umbrüchen in der Filmentwicklung gekennzeichnet: Alles begann, wie man immer so schön formulieren muss, mit der Nouvelle Vague Bewegung in Frankreich. Jean-Luc Godard und Co wollten keine artifiziellen, verschönernden und somit unrealistische Filme mehr. Bald griff diese Bewegung auf die ganze Welt über, davon war allen voran natürlich die New Hollywood Ära rund um Coppola, Cassavetes, Scorsese und Co beeinflusst.

    Dass diese neue Perspektive auf Film auch auf andere Teile der Welt einbrach, ist anhand „Skupljaci perija“ („I even met happy Gypsies“) deutlich zu erkennen. Dieser jugoslawische Film, zurecht seinerseits mit Jurypreis in Cannes sowie einer Oscarnominierung geehrt, zeigt schonungslos und mit ungewöhnlich fortgeschrittenen filmtechnischen Mitteln, das Leben der Roma. Hier handelt es sich weniger um die Darstellung einer Art Paralellgesellschaft (wie in Kusturica 20 Jahre später erschienen Film „Time of the Gypsies“), sondern tatsächlich um das reine Portrait des Romalebens per se. „I even met happy Gypsies“ ist somit durchaus unpolitisch, jedoch auf Grund seines harten Realismus durch und durch kritisch. Aleksandar Petrovic beleuchtet diese Gesellschaftsschicht relativ kommentarlos, doch schafft es durch einen brillanten Schnitt neben dem harten Alltag dieser Menschen auch diverse gesellschaftspolitische Assoziationen zu vermitteln.

    Dieses kurzweilige Drama ist vor allem auf Grund der legendären Performance des kürzlich verstorbenen Bekim Fehmiu zu verdanken. Er spielt den Protagonisten Bora mit sehr viel Sinn für das Detail bzw. für die kleinen Momente.

    „I even met happy Gypsies“ ist ein Klassiker der südosteuropäischen Filmgeschichte, der zurecht seinen Kultstatus genießt und der im übrigen Europa als Filmklassiker per se mehr Respekt erfahren sollte.
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    29.07.2010
    23:59 Uhr