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    Der Zwanghafte

    Dieser Klassiker von Fritz Lang zählt mit Recht zu den besten Filmen aller Zeiten. Es ist nicht nur ein spannender Krimi um Kindsmord, sondern auch eine Milieustudie der Halbwelt von Berlin in den 30er Jahren. Vor allem ist es ein Film, der den Hauptdarsteller Peter Lorre unsterblich gemacht hat. Sein Glanzauftritt ist Höhepunkt und Ende eines großartigen Films. Und eine Botschaft steckt drin, die von zeitloser Gültigkeit ist: nicht Auge um Auge kann die Lösung sein, sondern der zwanghaft Kranke Mörder muss therapiert werden. Er ist so wie er ist aufgrund seiner Schizophrenie. Peter Lorre sagt ‘Ich kann doch nichts dafür‘.
    Das geniale am Drehbuch von Thea von Harbou ist, dass hier die Unterwelt den Mörder jagt, weil die ständigen Razzien der Polizei ihnen das Geschäft verderben. Also sitzen die Ganoven – angeführt von Gustaf Gründgens – über den Mörder zu Gericht. Sein Verteidiger (auch ein Ganove) plädiert für unschuldig.
    Bemerkenswert der Stand der polizeilichen Ermittlungen aus jener Zeit. Es gab Anfänge von KTU und eine Schau von Einbrecherwerkzeugen. Bettler und Spitzel werden eingesetzt. Und es wird ein Blick auf eine Massenpsychose geworfen. Der Mörder ist unter uns. Es kann jeder sein. Irgendwer bietet dann das Ventil für den Volkszorn.
    Filmtechnisch setzt Fritz Lang auf sich wiederholende Motive wie einen Ball, einen Luftballon oder die gepfiffene Melodie aus Peer Gynt.
    Eine hohe Schauspielkunst, eine geniale Regie und die unvergessliche Schönheit von s/w Kompositionen machen den Film zum Erlebnis. Und spannend ist er auch noch gepaart mit etwas Humor.
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    03.12.2015
    10:20 Uhr